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Sie fordern seit vielen Monaten Taten statt Worte. Was wird die Bundesregierung Ihrer Einschätzung nach tatsächlich umsetzen?
Dr. Josef Pühringer: Es geht vor allem darum, dass hier alle Ebenen, vom Bund über Länder bis zu den Gemeinden, zusammenarbeiten. Ich erwarte mir von der Bundesregierung, dass das Thema in der allgemeinen Politik einen hohen Stellenwert bekommt, dass die Wertschätzung für die pflegenden Angehörigen sichtbar wird, dass nach Möglichkeit eine rasche Erhöhung des Pflegegeldes auch bei den unteren Stufen kommt, denn diese kommen den pflegenden Angehörigen zugute. Wir brauchen entweder den Lehrberuf „Pflege“ oder andere Initiativen, damit man mit 15 in diesen Beruf einsteigen kann. Uns gehen zu viele Jugendliche verloren, weil sie mit 15 ihre Berufswahl treffen. Für die Zulassung des Pflegeberufs ist der Bund zuständig.
Einige Maßnahmen gegen den Personalmangel wurden von Soziallandesrätin Birgit Gerstorfer bereits präsentiert, z. B. der Lehrgang ab 16. Reicht das, um das Interesse an diesem Beruf zu wecken, oder braucht es eine bessere Entlohnung?
Pühringer: Ich glaube, dass nur ein Lehrberuf ab 15, wo natürlich zuerst die theoretische Ausbildung stattfindet und wo man erst ab 17 am zu Pflegenden arbeitet, eine bessere Lösung darstellt. Zweitens brauchen wir Initiativen für Umsteiger, wobei man ein realistisches Bild vermitteln muss, denn wir haben dann nicht nur Umsteiger, sondern auch viele Aussteiger. Der Pflegeberuf verlangt eine dreifache Kompetenz: eine hohe soziale Kompetenz, eine hohe persönliche Kompetenz in Form von Hingabefähigkeit und eine hohe fachliche Kompetenz. Die Begeisterung ist das Entscheidende. Natürlich spielt Geld immer eine Rolle, aber das hängt auch damit zusammen, wie viel sich die öffentliche Hand leisten kann.
Sie fordern auch eine offene Diskussion über die Finanzierung des Pflegesystems. Wie kann es finanziert werden, wenn einmal mehr Menschen in Pension als im Erwerbsleben sind?
Pühringer: Es gibt im Wesentlichen zwei Möglichkeiten: Entweder ich finanziere aus dem Budget, sprich aus den Steuern, oder ich mach es über eine Pflegeversicherung wie in Deutschland. Beides läuft auf dasselbe hinaus: Es wird mehr Geld für die Pflege brauchen, weil weit mehr Menschen gepflegt werden müssen als in der Vergangenheit. Da muss der Staat die Entscheidung treffen: „Kann ich es mir aus dem Budget leisten oder brauche ich ebenso wie für Unfälle, Alter, Krankheit, oder Arbeitslosigkeit eine Versicherung?“ Darüber sollte man vorbehaltlos, ohne parteipolitischen Hickhack, diskutieren. Denn bei dieser Frage geht es um die Würde des Menschen im sensibelsten Bereich, nämlich im Lebensfinale. «
Allein in Oberösterreich werden bis zum Jahr 2025 rund 1.600 zusätzliche Pflegekräfte benötigt. Soziallandesrätin Birgit Gerstorfer hat einige Maßnahmen in die Wege geleitet: Mindestens 28 Ausbildungslehrgänge sind geplant. In dem drei Jahre dauernden Lehrgang „Junge Pflege“ können Jugendliche ab Vollendung des 16. Lebensjahres einsteigen. Ein Fachkräftestipendium soll die Ausbildung für Umsteiger/innen erleichtern. Ein Kombi-Lehrgang vereint Ausbildung und Teilzeit-anstellung. Weiters soll der bürokratische Aufwand der Pflegedokumentation in Pflegeheimen – ohne Qualitätsverlust – geringer werden. Die Höhe des Pflegegeldes soll an die Inflation angepasst werden.
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