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Das Unternehmen „Water of Life“ will in der Gemeinde Ulrichsberg im Böhmerwald mittels Tiefenbohrung Wasser gewinnen und von Europa bis in den Nahen Osten verkaufen. 40 Millionen Liter Wasser sollen pro Jahr in den nächsten zehn Jahren abgefüllt werden. Wasser abzufüllen und zu verkaufen, ist an sich nichts Ungewöhnliches. Es wird in Österreich in Form von Trinkwasser, Tafelwasser, Quellwasser und natürlichem Mineralwasser in Flaschen abgefüllt und verkauft. Die Nachfrage ist groß: Laut dem Forum „Natürliches Mineralwasser“ wurden im vergangenen Jahr 798 Millionen Liter allein von österreichischem Mineralwasser konsumiert bzw. exportiert. Trotzdem wächst in der Region Böhmerwald der Widerstand gegen das geplante Wasserverkaufsprojekt. Die Arbeitsgemeinschaft (AG) Böhmerwaldwasser hat eine Unterschriftenaktion gestartet. Bisher haben 2500 Menschen unterschrieben. Anrainer/innen und Menschen, die die Umwelt vor unüberlegten Eingriffen schützen wollen, haben sich in der Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen. „Wir fragen nach, weil wir klare Fakten wollen“, sagt das AG-Mitglied, der Schuldirektor Josef Pühringer. Denn die Fakten kommen nur zögerlich auf den Tisch, Widersprüche tun sich auf. Es hieß, das „Wasservergoldungsprojekt“ – wie es die AG bezeichnet – wäre schon vor 17 Jahren genehmigt worden. Von der Bezirksbehörde Rohrbach erhielt die AG die Auskunft, das Projekt müsse neu verhandelt werden. Das stimme so nicht, es sei alles auf Schiene, sagte der Betreiber von „Water of Life“ in einem Interview in der vergangenen Woche.
Die Diskussion steht in einem Spannungsfeld, in dem verschiedene Blickweisen auf das Thema „Wasser“ zusammentreffen. In den letzten Jahrzehnten wurde Wasser zunehmend umgedeutet: von einem öffentlichen Gut in eine Ware, die auf dem freien Markt handelbar ist, so das „Journal für Entwicklungspolitik“. Aktivist/innen wie die AG Böhmerwaldwasser folgen dieser Deutung nicht. „Wasser ist mehr als ein Wirtschaftsgut“, sagt Josef Pühringer. Er befürchtet, dass Einnahmen durch die Nutzung von Wasser privatisiert, eventuelle Schäden aber sozialisiert werden, also auf die Allgemeinheit abgewälzt. Diese Sorge hat auch mit den Symptomen des Klimawandels zu tun. Der heurige April war niederschlagsarm. Die geplante Wasserentnahme aus dem Grundwasser könnte zu Wasserknappheit führen, fürchten Projektgegner/innen.
„Wem gehört das Böhmerwaldwasser?“, lautet eine der Fragen, mit der sich die Arbeitsgemeinschaft an den Betreiber, die Gemeinde und an Expert/innen wenden. „Wasser ist eine Staatsangelegenheit, das sollte man nicht privatisieren“, ist Pühringer überzeugt. Laut Wasserrecht kann jede Person das Grundwasser auf ihrem Grund für den eigenen Haus- und Wirtschaftsbedarf nutzen. Jede Wasserentnahme, die diesen Bedarf übersteigt, wird einzeln geprüft. Die Rechte von Anrainer/innen dürfen – so heisst es im Gesetz – nicht beeinträchtigt werden. Das muss im Böhmerwald noch geklärt werden.
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