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Eine Hochzeit hat sie noch mitgefeiert, ein paar Tage danach ist Schwester Agnes Rockenschaub in den Orden eingetreten. Damit hat niemand gerechnet, die Freunde nicht und auch nicht die Nachbarn in Sankt Leonhard bei Freistadt. „Aber ich hab immer gewusst, da ist noch etwas anderes“, sagt die Ordensfrau.
Schwester Agnes Rockenschaub ist Seelsorgerin im Klinikum Wels-Grieskirchen, Standort Wels. Mehr als 20 Jahre lang war sie hier Krankenschwester. Dann wurde ihr die Aufgabe der Konventoberin im Klinikum übertragen. Die Krankenstation hat sie deswegen verlassen, aber nicht das Gebäude. Die Ordensfrauen leben im alten Trakt. Schwester Agnes kennt das Haus, seine Leute und seine Geräusche. Sie kennt die Stille am Morgen und den Krankenhaus-Trubel während des Tages. Wenn es ruhiger wird gegen Ende ihres Dienstes, geht sie auf die Palliativstation – zu den Menschen, die hier arbeiten, die hier gepflegt werden, die zu Besuch sind. „Ich spüre hinein und merke gleich, ob jemand ein Gespräch braucht.“ Dann erzählen Angehörige von Konflikten, die nicht bereinigt wurden und die angesichts einer chronischen Krankheit oder eines nahenden Todes neu aufbrechen. Kranke sprechen davon, dass sie bald sterben würden und nicht wüssten, wie sie mit ihrer Familie darüber sprechen sollen. Anfangs stockende Sätze werden oft zu einem sprudelnden Redefluss. Und Schwester Agnes hört zu. Sie bestärkt und macht Mut. Sie sagt: „Redet miteinander.“ Es kommt vor, dass sie bei einem sterbenden Menschen sitzt, der nicht zur Ruhe kommen kann. Dann hält sie seine Hand und spricht über Gott. Der so viel größer ist als die menschliche Vorstellung. Der die Menschen liebt und der sie auch an der Schwelle des Todes nicht fallen lässt. „Da werden sie ganz ruhig.“
Jeder sei zu etwas berufen, meint Schwester Agnes Rockenschaub. Sie lässt das Leben auf sich zukommen. So war es auch bei der Aufgabe als Oberin. Nach zwölf Jahren wollte Schwester Agnes eine neue. Sie ist nun Seelsorgerin. Mit anderen Mitschwestern ist sie in der Brandschutzgruppe. Wenn der Alarm losgeht, heißt es laufen, „sogar vom Gottesdienst weg“, um den Brandherd zu finden. Seelsorge und Brandschutz. Schwester Agnes ist in ständiger Bereitschaft. Doch nachts wird geschlafen, tief und fest, sagt sie lachend.
Die Menschen, die ins Krankenhaus kommen, haben sich in all den Jahren verändert. Informierter sind sie geworden, fordernder und vor allem schneller bereit, sich zu beschweren. „Der Druck auf das Pflegepersonal wird mehr.“ Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollten Belastendes nicht mit nach Hause nehmen. Es hilft, Rückschau zu halten auf den Tag, auf das Gute und auf das, was nicht gelungen ist. Das Schicksal der Menschen könnten sie bei allem guten Willen nicht ändern, meint Schwester Agnes Rockenschaub. Es liege in Gottes Hand.
Die Seelsorgerin hat im Krankenhaus vieles gehört und vieles erlebt. Einmal, da war sie noch Krankenschwester, kam eine junge Frau, Mutter eines kleinen Kindes, das sie und ihr Mann angenommen hatten. Sie musste operiert werden, nach neun Tagen war noch eine Operation nötig und neun Tage später wieder. Es sah nicht gut aus. Die Ärzte taten alles, um ihr Leben zu retten. Die Operation gelang. Die Frau bat darum, auf der Station von Schwester Agnes zu liegen. Sie hatte keinen Bezug zu Glauben und Kirche gehabt, jetzt wollte sie beten lernen. Wochenlang war sie in der Obhut von Schwester Agnes. „Mach meine Mama gesund“, sagte das Kind. Die Frau ging geheilt nach Hause.
Kraft schöpft Schwester Agnes Rockenschaub vor allem am Morgen. In der Meditation, im Gebet mit den anderen Ordensfrauen und im anschließenden Gottesdienst. Auch in der Natur, wenn alles blüht. Wie überall werden auch die Schwestern im Klinikum älter und begleiten die Kranken, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als „betende Schutzengel“. Ein Spruch der Ordensgründerin lautet: „Das Gramm Gold entdecken, das in jedem Menschen verborgen ist.“ Schwester Agnes Rockenschaub hofft, dass dieser Geist weiterleben wird. Das bedeutet, das Gute im Menschen zu sehen. In der Pflege keinen Unterschied zu machen zwischen Arm und Reich. Die Würde des Menschen zu achten. Und miteinander achtsam umzugehen.
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