Wort zum Sonntag
„Europa muss mit beiden Lungenflügeln atmen.“ Als Johannes Paul II. diese Worte aussprach, trennte noch der Eiserne Vorhang die Flügel Europas in Ost und West.
Schon damals pflegte die Diözese Linz Kontakte durch die Risse dieses Vorhangs hindurch. Nachdem er gefallen war, stellte Bischof Maximilian Aichern die Unterstützung für die Kirche im anderen Teil Europas auf ein gut organisiertes Fundament: „Bischof Aichern hatte den Wunsch, die Ortskirchen in unseren Partnerdiözesen in Mittel- und Osteuropa beim Aufbau zu unterstützen.
Diese Hilfe sollte zielgerichtet, auf Augenhöhe und in partnerschaftlicher Zusammenarbeit funktionieren – und in der Diözese Linz fest verankert sein“, sagt Sigried Spindlbeck, die seit vielen Jahren Organisatorin des aus diesen Überlegungen 1996 entstandenen Osthilfefonds ist.
Der Osthilfefonds unterstützt pastorale Projekte, 1052 waren es in den Jahren von 1996 bis 2021 (Gesamtsumme 7.193.532 Euro). In vielen Fällen haben sie eine stark soziale Seite, gehen aber auch darüber hinaus: Jugendarbeit, kirchliche Bildung, Medienprojekte, Unterstützung für ehrenamtliche Familienberater/innen, Romaseelsorge, Projekte in armen Landpfarren oder die Organisation der Bibelausstellung in Zusammenarbeit mit dem Bibelwerk Linz. Vieles davon sind Vorhaben, die nicht in die typische Arbeit der Caritas fallen, die mit der konkreten Organisation des Osthilfefonds beauftragt ist.
Man darf nicht vergessen, dass in den einstmals kommunistischen Ländern die Kirchen eine Geschichte der Verfolgung, Enteignung und Ächtung durch die Regime hinter sich haben. Für die Aufbauarbeit danach wurde der Osthilfefonds gegründet. Zu den langfristigen Partner/innen gehören die Diözese Mostar (Bosnien-Herzegowina), die Linzer Schwesterdiözese Budweis/České Budějovice (Tschechien), die Erzdiözese Alba Iulia (Rumänien) sowie in Belarus (Weißrussland) die Erzdiözese Minsk-Mogiljow und die Diözesen Grodno, Witebsk und Pinsk. Das bedeutet aber nicht, dass sich die Hilfe auf diese Regionen beschränkt. So wurden beispielsweise Projekte der Schule der Franziskanerinnen von Vöcklabruck in Kasachstan gefördert oder die Diözese Linz beteiligte sich heuer an einem Nothilfeprojekt der griechisch-katholischen Kirche für die Ukraine. Dazu gehören auch mobile Altäre, um in Unterständen, Bunkern und im Freien Gottesdienst feiern zu können.
„Wir können keine Staaten retten oder die Rahmenbedingungen in den Staaten verändern“, sagt Koordinatorin Spindlbeck, „aber wir können zum Beispiel dazu beitragen, dass sich kirchliches Leben auch in armen Landpfarren entwickelt. Keineswegs geht es nur um finanzielle Hilfe, sondern auch um Kontakte, Austausch und Vernetzung: Wir sind bei allen Herausforderungen vom Zusammenwachsen Europas überzeugt.“
Die Früchte dieser Bemühungen sind bereits sichtbar: Die Diözese Budweis, einst Empfängerin von Hilfe aus Linz, hilft mittlerweile selbst zusammen mit der Katholischen Kirche Oberösterreichs in Weißrussland. In der Diözese Mostar in Bosnien-Herzegowina sind ebenso viele Projekte gut angelaufen und benötigen keine Unterstützung mehr. Anders sieht es natürlich unter schwierigen politischen Bedingungen in Weißrussland aus. „Wir gehören zu den wenigen Hilfsgebern, die in Weißrussland geblieben sind. Aber um der Menschen willen ziehen wir uns nicht zurück. Unser Handeln zielt immer auf Hilfe für konkrete Menschen ab. Nach der Unterbrechung der Besuche durch Corona wurde ich in Weißrussland begrüßt wie noch nie im Leben“, sagt Spindlbeck.
Nun kann sie die Partner/innen in Linz begrüßen: Am 7. Dezember gibt es den Festvortrag „Europa am Scheideweg. Die Rolle der katholischen Kirche in einer sich verändernden Welt“ von Erzbischof Laszlo Nemeth (Belgrad). Die Fotoausstellung „#Glaubenleben – Kinder und Jugendliche aus Belarus im Porträt“ von Br. Korneliusz Konsek wird eröffnet. Am 8. Dezember feiern die Gäste das Patrozinium des Linzer Mariendoms mit.
Die Festveranstaltung findet am 7. Dezember, ab 18 Uhr im Priesterseminar (Harrachstraße 7, 4020 Linz) statt. Infos und Anmeldung:
www.dioezese-linz.at/osthilfefonds/anmeldung. Der Festgottesdient zu Mariä Empfängnis beginnt am 8. Dezember, um 10 Uhr im Mariendom.
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