Zugesagte Milliardenhilfen für Unternehmen, flexible Kurzarbeit – werden die derzeit fixierten Maßnahmen ausreichen, um die Auswirkungen der Coronakrise zu bekämpfen?
Johann Kalliauer: Ich gehe davon aus, dass die Maßnahmen grundsätzlich richtig waren. Aber die Probleme werden uns einige Zeit begleiten. Zu meinen großen Sorgen gehören die fast 20.000 neuen Arbeitslosen in Oberösterreich (Stand letzte Woche, Anm.).
Was kann den Arbeitslosen helfen?
Kalliauer: Das ist eine Gruppe mit starken Einbußen beim Einkommen. Dauert die Krise länger, muss man entweder das Arbeitslosengeld aufstocken oder eine Einmalzahlung als Überbrückungshilfe leisten. Vor allem: Es ist nicht davon auszugehen, dass am Ende der Krise ein Schalter umgelegt wird und alles wie vorher läuft. Angesichts der neuen Arbeitslosen werden die bisher Betroffenen länger auf Arbeitslosengeld angewiesen sein.
Sehen Sie Verbesserungsbedarf bei der aktuellen Kurzarbeitsregelung?
Kalliauer: Auch wenn man das eine oder andere wird korrigieren müssen, ist die Regelung sehr detailliert und der Krise angepasst. Aber man muss ehrlich sagen: Dieses Instrument verursacht enorme Kosten. Wir haben die Sorge, dass das nach der Krise über Sparpakete, die Arbeitnehmer/innen treffen, wieder hereingebracht werden soll.
Wird die Krise Arbeitsverhältnisse verändern?
Kalliauer: Das ist schwer vorherzusagen. Neben dem Problem der Arbeitslosigkeit sind derzeit andere Menschen in ihren Berufen besonders gefordert und erbringen eine tolle Leistung: in der Pflege, im Gesundheitswesen, aber auch im Transport, im Handel und anderen Bereichen. Ich hoffe, dass nicht nur das gesellschaftliche Ansehen dieser Berufe steigt, sondern auch die finanzielle Ausstattung. Denn auch wenn wir personell hier besser aufgestellt sind als andere europäische Länder, brauchen wir auch in Zukunft das notwendige Personal.
Die Sozialpartnerschaft wird in der Krise als besonders wertvoll erlebt. Wird sie gestärkt daraus hervorgehen?
Kalliauer: Ich denke schon, dass wir derzeit den Beweis erbringen, wie gut die Sozialpartnerschaft auf überbetrieblicher Ebene, aber auch in den Betrieben, funktioniert. In der Beratung sehen wir die Vorteile jener Betriebe, die eine Arbeitnehmervertretung haben: Da gibt es jemanden, der in der kritischen Phase etwas an Unsicherheit nehmen kann und auch für den Unternehmer Ansprechpartner ist.
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