„Wer möchte den Eichelkaffee kosten?“, fragt Herta Tiefenthaler und füllt einige Tassen mit einer braunen, dampfenden Flüssigkeit. Die Frauen im Raum trinken und arbeiten an ihren Werkstücken weiter. Zwerge und Glücksschweine aus Ton, Sterne und Teller werden mit Glasur bepinselt. Eine junge Frau bemalt einen Bierkrug mit Hirschköpfen. Ruhe und Konzentration liegen in der Luft. „Weihnachtliches aus Ton“ heißt der Kurs, der an diesem Tag in dem Klassenzimmer der ehemaligen Volksschule stattfindet. Seit 16 Jahren werden hier Workshops und Seminare angeboten. Sie richten sich an Menschen, die gerne mit natürlichen Materialien arbeiten, die Lebensmittel selbst herstellen oder einen Tag Auszeit von der Hektik des Alltags nehmen möchten.
„Mein Wunsch ist, dass die Leute gesund und lebenswert leben“, sagt Herta Tiefenthaler. Sie leitet die Naturschule, die die 400-Seelen-Gemeinde St. Veit zur Dorfbelebung angeregt hat. Herta Tiefenthaler lebt, was hier vermittelt wird: Brot bäckt sie schon lange selbst, das Obst und das Gemüse aus ihrem Garten ernähren sie und ihre Familie ein ganzes Jahr lang, und eingekauft wird wenn möglich in den Hofläden der Region. Mispelkonfekt und Quittenkas gehören zu Herta Tiefenthalers Standardprogramm, der koffeinfreie „Kaffee“ aus Eicheln ist ein neues Projekt. Er steht für eine Ernährung, die den Körper nicht belastet. Gute Nahrungsmittel selbst herzustellen, ist einer der Schwerpunkte der Naturschule. Zu den beliebtesten Kursen gehören das Wursten und die Verarbeitung von Frischmilch. Johanna Hoffmann, eine langjährige Freundin der Naturschule, war vom selbst gemachten Joghurt und den Käsebällchen so begeistert, dass sie ihre Hobbylandwirtschaft erweitert hat: Sie hat sich eine Kuh gekauft. „In der Naturschule wird mit viel Gefühl ein Grundwissen vermittelt“, sagt Johanna Hoffmann, „jeder Tag hier ist gut für die Seele.“
Mehr als 300 Kurse haben seit der Gründung im Jahr 2002 stattgefunden. Mehr als 3.000 Menschen sind dazu hierhergekommen, sogar aus Vorarlberg, Tirol und Kärnten. „Die Naturschule ist für die Gemeinde das Beste, was ihr passieren konnte“, sagt Obfrau Brigitte Jungwirt. Sie bietet selbst einen Kurs an, in dem Wurzel- und Schwemmholz in Geschenke und Dekorationen verwandelt werden. Brigitte Jungwirt macht sich Gedanken über die Finanzierung. Förderungen zu bekommen, wird immer schwieriger, gleichzeitig dürfen die Kosten für die Teilnehmenden nicht zu hoch sein. Außerdem steht noch nicht fest, wer einmal Herta Tiefenthaler nachfolgen wird. Sie stellt das Programm zusammen und ist in jedem Kurs persönlich anwesend. „Es wird kommen, wie es kommen soll“, sagt Herta Tiefenthaler lächelnd und schenkt noch eine Tasse Eichelkaffee ein.
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