Ein Toter, mehrere Verletzte und ein komplett zerstörtes Haupthaus. Das war die traurige Bilanz des verheerenden Großbrands, der vor über zwei Jahren im Pflegeheim von „Arcus Sozialnetzwerk“ in Gramastetten nach einem technischen Defekt wütete. Ein Jahr lang dauerte es, bis das Gebäude halbwegs saniert und wieder so etwas wie der Normalzustand hergestellt war. „Im Kopf wirkt das aber noch länger nach“, meint Martin Krottenthaler, der in Gramastetten als Betreuer arbeitet. Nachdem sich „Arcus“ in den letzten Jahren verstärkt auf den Wiederaufbau der Wohnungen konzentrierte, hatte man kaum Zeit für die Pflege des Gartens.
Umso erfreuter ist Heimleiterin Andrea Hofer über die fünf Burschen und zwei Mädchen der Polytechnischen Schule Rohrbach, die gekommen sind, um zu helfen. Im Rahmen des Projekts „72 Stunden ohne Kompromiss“ graben sie im Garten um, streichen den Pavillon neu und verschönern eine Mauer vor der Einrichtung. „Die drei Tage sind für uns Gold wert. Mit den Jugendlichen kommt eine große Lebendigkeit rein,“ sagt Andrea Hofer im Gespräch mit der KirchenZeitung. Vom Einsatz der Poly-Schüler/innen profitieren die 26 Bewohner/innen, die in dem Heim in Gramastetten leben. Es sind hier vor allem ältere Menschen mit psychosozialem Betreuungsbedarf untergebracht. Einer von ihnen ist Gottfried, der früher als Gärtner gearbeitet hat und bei der Neugestaltung ebenfalls mit anpackt. „Die jungen Leute hier bei uns, das ist eine schöne Abwechslung“, sagt er.
Die umfangreichste Aufgabe der Jugendlichen ist es, das Holz des Gartenpavillons abzuschleifen und neu zu streichen. Dafür haben die Mitarbeiter/innen von der Einrichtung in ihrem Arbeitsalltag keine Zeit. Jetzt dauert es aber nicht lange, bis der Pavillon frisch renoviert ist. „Sie haben sich gleich in die Arbeit gestürzt“, freut sich Martin Krottenthaler. Etwas Sinnvolles tun und einmal von der Schule wegkommen, das hat Andreas motiviert, bei dem Projekt mitzutun. Sein Klassenkollege Alex pflichtet ihm bei: „Das könnte es öfters geben. Am besten jeden Monat.“
Ein paar Meter weiter sind die Poly-Schülerinnen Selvi und Eva dabei, eine Außenmauer mit Sprühfarbe zu verzieren. „Es ist ein gutes Gefühl, sozial zu sein und zu sehen, dass man etwas getan hat“, sagt Selvi, während sie der Wandmalerei den letzten Feinschliff gibt. Eine bunte Landschaft mit Einhorn, Regenbogen und einem sogenannten Toad (einer Figur aus dem Videospiel „Super Mario“) ziert nun die Mauer.
Gegen Ende der 72 Stunden bleibt noch genug Zeit für eine Abschlussparty mit Pizza. Gefeiert wird der erfolgreiche Einsatz der Jugendlichen, die den Garten wieder zu einem gemütlichen Platz des Zusammenseins gemacht haben. Es ist aber auch so etwas wie einer der letzten Puzzlesteine zur Wiederherstellung des Hauses nach der Brandkatastrophe. „Im Garten zu sein hat auf unsere Bewohner einfach einen positiven Effekt“, meint Martin Krottenthaler. «
Über 4.000 Jugendliche österreichweit waren vom 18. bis 20. Oktober bei der neunten Auflage der Jugendsozialaktion „72 Stunden ohne Kompromis“ im Einsatz. In der Diözese Linz werkten 500 Jugendliche im Alter von 14 bis 25 Jahren bei 46 Projekten. Die „72 Stunden“ sind ein Kooperationsprojekt der Katholischen Jugend in Zusammenarbeit mit „youngCaritas“. Seit 2002 findet „72 Stunden ohne Kompromiss“ in Österreich alle zwei Jahre statt.
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