„Das hat gut getan“ – Sätze wie diese nach einem Gespräch zu hören, berührt und freut Katharina Hierl und Erna Mair immer wieder. Die beiden gehören zum vierköpfigen Seelsorgeteam im Assista Dorf in Altenhof, gegründet von Pater Gots im Jahr 1978.
Dort leben derzeit 145 Menschen mit körperlichen und/oder neurologisch bedingten Beeinträchtigungen in sechs Häusern und zwölf Wohngruppen. Erna Mair ist Hauptverantwortliche für das Seelsorgeteam, arbeitet auch in der Pflege und ist bereits seit 40 Jahren im Unternehmen.
Viel habe sich in den vergangenen Jahrzehnten verändert: „Früher ging es hauptsächlich um die Grundversorgung der Menschen mit Beeinträchtigung. Außerdem gab es keine entsprechenden Einrichtungen für Erwachsene, sodass sie oft in Alters- und Pflegeheimen untergebracht wurden.“
Heutzutage steht ein breites Angebot bereit, im Fall der Assista Soziale Dienste GmbH in den Bereichen Wohnen und Betreuung über fähigkeitsorientierte Aktivitäten bis hin zu Therapie. Die Bewohner:innen können sich frei bewegen, alles ist barrierefrei und es gibt auch einen Fahrtendienst, der die Bewohner:innen zu Ausflügen, Terminen, Besuchen und so weiter bringt.
Die Seelsorger:innen seien zwar christlich orientiert, agieren aber überkonfessionell. Denn, so sagt Katharina Hierl: „Es ist nicht wichtig, wo jemand dazugehört, sondern was er braucht.“ Die Bedürfnisse und Themen derjenigen, die das Seelsorgeangebot nutzen, sind sehr „bunt“, ergänzt Erna Mair: „Einige kommen mit einem bestimmten Anliegen, andere wollen nur plaudern.“
Der eine Bewohner möchte Gesellschaft beim Mensch-ärgere-dich-nicht Spiel, die andere Bewohnerin freut sich, wenn die Seelsorgerin sich mit ihr ins hauseigene Café setzt. Die Gespräche finden auch in der Kapelle statt, im Seelsorgeraum, im Zimmer des Bewohners oder der Bewohnerin oder auch im Freien.
Die Seelsorge hat bei Assista eine wichtige Bedeutung, sagt der inhaltliche Geschäftsführer Markus Lasinger: „Die Seelsorge ist auch in unserem Leitbild verankert, weil die Bewohner:innen und Klient:innen im Mittelpunkt unserer Arbeit stehen, mit den Ressourcen, die jede:r einzelne hat. Auch in ihrem spirituellen Leben wollen wir sie wahrnehmen und unterstützen.“
Bei den Gesprächen ist es wichtig, „dem Menschen respektvoll zu begegnen und auf einer Ebene“, sind sich Erna Mair und Katharina Hierl einig. Da viele der Bewohner:innen bis zu ihrem Tod im Dorf Altenhof leben, bauen die Seesorger:innen mit ihnen über die Jahre eine Beziehung auf und kennen sie zum Teil sehr gut.
Das sei ein Vorteil, sagt Erna Mair: „Man teilt ein Stück gemeinsame Geschichte, weiß, was dieser Mensch bisher in seinem Leben gemacht hat. Und wenn man eine Person besser kennt, kann man sie auch besser in Not- oder schwierigen Situationen begleiten.“
Die gemeinsamen Gespräche sind nicht alles, es gibt auch Angebote über die Seelsorge hinaus, etwa die Einkehrtage zweimal im Jahr, das Kamillusfest oder die Wallfahrt. Und nicht zuletzt die Singgruppe, als deren Leiterin Katharina Hierl fungiert: „Jede:r ist hier willkommen, aber niemand verpflichtet. Wir singen Lieder für den Gottesdienst, Volkslieder und auch solche, die spezielle Themen ansprechen und die persönlich berühren.“
So offen die Seelsorger:innen für die Anliegen ihrer Klient:innen sind, so offen möchte Assista als Unternehmen für Neues bleiben: „Wir versuchen möglichst zukunftsorientiert zu sein, sehen uns etwa an, welche unterstützenden Technologien es für unseren Bereich gibt, sowohl in Bezug auf die Bewohner:innen als auch auf das Personal“, sagt Geschäftsführer Lasinger.
Dazu gehören beispielsweise unterstützende Maßnahmen im Wohnbereich oder solche, die administrative Abläufe für das Personal auf das Notwendigste beschränken, sodass diese mehr Zeit für den einzelnen Menschen haben. Im Hinblick auf die Zukunft sieht Lasinger zudem die „Gewinnung von ausreichend qualifiziertem Personal und die Schaffung eines attraktiven Arbeitsumfelds“ als zentrales Thema.
Für den Umgang mit Menschen mit Beeinträchtigung wünscht sich der Assista-Geschäftsführer, dass „die Bereiche, in denen Inklusion und Teilhabe stattfinden, ausgeweitet werden.“ Er verweist dabei auf die aktuelle Diskussion um „Lohn statt Taschengeld“ für arbeitende Menschen mit Beeinträchtigung. „Nicht nur räumliche Barrieren sollten beseitigt werden, sondern auch Barrieren im Denken.“
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