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„Wir müssen damit rechnen: In unserem Leben wird gar nichts mehr so weitergehen, wie wir es gewohnt sind!“ Als Geschäftsführerin einer Firma, die sich mit der Entwicklung von „künstlicher Intelligenz“ beschäftigt, weiß Yvonne Hofstetter, wovon sie spricht. Nach dem Einstieg der Internet-giganten Facebook und Google sieht sie bedrohliche Gewitterwolken auf dem Internethimmel aufziehen. 4,2 Milliarden Menschen auf der Welt sind fast ständig mit dem Internet verbunden, vor allem über die Mobiltelefone in ihren Taschen. Die wenigsten von ihnen wissen, dass in diesen Minicomputern digitale „Spione“ installiert sind, die ihre Interessen und ihr Verhalten sowie auch die Aufenthaltsorte genau registrieren. Die Daten landen in den gigantischen Rechenzentren, die sich heute vorwiegend in sogenannten Schwellen- und Entwicklungsländern befinden. Für gutes Geld werden sie gehandelt – für die Werbung, die nun ihre Kunden viel zielgenauer erreicht.
„Gott und die digitale Revolution“ war der Titel der 20. Ökumenischen Sommerakademie, die vom 11. bis 13. Juli im Stift Kremsmünster stattfand. Nach zwei Tagen mit Fachreferaten und Diskussionen zeigten sich zwei Drittel der Teilnehmer/innen eher verunsichert und besorgter als zuvor. Hier droht ein gewaltiger Zugriff auf die Freiheit und die Menschenwürde. Hier werden Menschen und ihr Verhalten ausspioniert und berechnet. Hier werden Entscheidungen Maschinen statt Menschen anvertraut. Ein noch nie da gewesener Eingriff in das Leben der Menschen also.
Mitreden, mitbestimmen. Die ersten Jahrzehnte waren viele ziemlich sorglos im digitalen Netz unterwegs. Man genoss die fantastischen Möglichkeiten, die Schnelligkeit, mit der man zu Informationen kam, die Hilfen für Verwaltung, die Präzision, mit der digital gesteuerte Maschinen arbeiten.
Gerfried Stocker, der künstlerische Geschäftsführer des Ars Electronica in Linz, drückt es so aus: Man sei ohne Sicherheitsgurt unterwegs gewesen und jetzt müssten wir nachdenken, wie die Sicherheitsgurte ausschauen sollten, die man in der digitalen Welt brauchte. Noch, meint er, sei Zeit dazu. Die Menschen sollten sich auf die Beine stellen, wenn sie sich nicht digital aushorchen lassen wollen durch die Messgeräte etwa, die die Stromanbieter in den Haushalten installieren.
Vor Panikmache warnt Stocker aber ebenso, denn es stünden nicht nur böse Menschen hinter den technischen Entwicklungen. Gerade für Medizin und Therapie eröffneten sich fantastische Möglichkeiten. Es gebe aber, sagt er, auch Leute, die mit unseren Träumen ziemlich viel Geld verdienen und Macht erlangen wollen.
Bei der Sommerakademie wurde der Vergleich mit der Nutzung der Atomenergie angestellt. Auch in diesem Bereich hat die Politik erst im Nachhinein das Heft in die Hand zu nehmen versucht. Im Digitalen brauche es nun ebenso gesetzliche Regelungen. Doch während sich in Europa die Politik bereits intensiv mit der Sache beschäftige, werde auf anderen Kontinenten ziemlich sorglos gehandelt – in China zum Beispiel, wo Menschen inzwischen nach einer Art digitalem Punkter-Register immer mehr in gute und schlechte Bürger/innen eingeteilt würden.
Trotz aller Möglichkeiten vorsichtig zu sein, rät auch Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer: Man müsse werten, beurteilen und sich die Frage stellen, ob wir das, was möglich ist, auch wollen.
Es brauche eine Art „Human-Verträglichkeitsprüfung“ im Digitalen, meint der evangelische Superintendent Gerold Lehner. Entscheidungen dürften nicht einfach seelenlosen Maschinen überlassen werden. Wer habe die Verantwortung für das selbstfahrende Auto? Der Mensch? Die Maschine?
Von der Bedrohung, jederzeit überwacht und beäugt zu sein, sprach bei der Tagung auch Bischof Manfred Scheuer. Man müsse den Preis der Entwicklungen bedenken.
Der evangelische Theologe Werner Thiede sprach gar vom „digitalen Turmbau zu Babel“, der zu einer Überwachungskultur führe. Menschen verließen sich immer weniger auf ihre eigenen Fähigkeiten. Das führe zu einer Art „digitaler Demenz“, die die Menschen orientierungslos zu machen droht.«
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