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Diese Nacht hat schrecklich begonnen. Doch alles hat sich verwandelt.
Es war nicht nur diese Nacht, die schrecklich begonnen hat. Genau genommen war in der letzten Zeit vieles schrecklich.
Ben hatte Streit mit Max, seinem besten Freund. Jetzt sind sie nicht mehr Freunde. Auch zuhause gibt es oft Streit.
Und dann ist da noch dieser Krieg, den Ben im Fernsehen sieht. Ben muss oft an den Krieg denken. Und jetzt noch diese Nacht!
Es ist mit einem Schlag stockdunkel geworden. Das Licht geht nicht. Der Fernseher geht nicht. Kein Strom. Papa ruft die Feuerwehr an. „Es gibt eine Störung im Netz“, sagt man. „Es wird dauern, bis alles funktioniert.“ Die Dunkelheit macht Angst.
„Die Taschenlampe geht auch nicht“, schimpft Mama. „Habt ihr vergessen, die Batterien zu wechseln? Und Kerzen sind auch keine da!“ Papa schimpft auch. Und Ben schimpft auch. Jeder schiebt die Schuld auf den anderen.
Ben wird schweigsam. „Das soll mein Leben sein?“, denkt er. „Streit. Streit. Es gibt so viel Streit. Und dann dieser Krieg, der nicht aufhört. Und jetzt diese schreckliche Nacht!“
„Ich habe noch eine Kerze!“, sagt Ben plötzlich. Er tapst in sein Zimmer und tastet nach der Kerze in der Schreibtischschublade. Da liegt sie! „Sie ist größer als ich dachte“, denkt er. „Sie wird lange brennen“, sagt Ben, als er die Kerze ins Wohnzimmer bringt. Ben hat sie letztes Jahr zu Ostern von Onkel Ralf bekommen. Seither ist sie in der Schreibtischlade gelegen.
Papa zündet die Kerze an. Ihr Licht macht eine geheimnisvolle Stimmung. Sie macht ruhig. „Kerzen sind wirklich sehr wichtig“, sagt Ben. „Ich bin froh, dass mir die Kerze eingefallen ist.“
Papa beginnt zu erzählen: „Diese Kerze ist nicht einfach irgendeine Kerze, sie hat mit Ostern zu tun. Mit dem neuen Leben von Jesus ...“
Als er zu Ende erzählt hat, herrscht Stille. Man hört sogar das Flackern der Kerze. Die Geschichte von Ostern ist geheimnisvoll.
Ben sagt leise: „Vielleicht sollten wir auch wieder neu leben. Anders leben? Besser leben?“
„Ja!“, sagt Papa leise. „Ich weiß: Ich schimpfe zu oft. Wir werden es besser machen. Wir wollen es besser machen.“ „Und wir werden es schaffen!“, sagt Ben, „manchmal muss man wirklich ganz neu beginnen!“
„Und wenn es nicht gelingt?“, fragt Mama. „Dann denken wir an diese Nacht. An diese Kerze“, sagt Papa. Alle meinen es ernst. Sie mögen sich doch. Und lieben ist stärker als streiten. Und Licht ist stärker als die Nacht.
„Vielleicht soll diese Kerze bei Menschen sein, die Krieg beginnen?“, denkt Ben.
Eine Geschichte aus der katholischen Kinderzeitschrift „Mein Regenbogen“ Nr. 8/2024 (Abdruck genehmigt). www.kinder-regenbogen.at
An Ostern eine Kerze zu entzünden, ist eine sehr alte Tradition. Die Osterkerze wird im Gottesdienst der Osternacht am geweihten Feuer entzündet und in den dunklen Kirchenraum getragen. Die Mitfeiernden entzünden ihre mitgebrachten Kerzen an ihrer Flamme. Damit wird symbolisiert, dass Jesus der Ursprung des Lebens ist und Licht in die Dunkelheit bringt.
Alpha und Omega (Α & Ω): Der erste und der letzte Buchstabe im griechischen Alphabet drücken aus, dass Jesus Christus der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende ist.
Kreuz: Am Kreuz ist Jesus für uns gestorben, um uns zu erlösen. Es ist also ein Hoffnungssymbol.
Jahreszahl des aktuellen Jahres: Das, was wir in der Osternacht feiern, ist auch heute aktuell. Hier und Jetzt leben wir mit dem auferstandenen Christus.
Mit einer weißen Stumpenkerze und Plattenwachs (Knetwachs) kann man eine Osterkerze selbst basteln. Vielleicht möchtest du das probieren?
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