Christian Landl ist Diakon und Seelsorger in den Pfarrgemeinden Schörfling, Weyregg und Steinbach am Attersee.
Das Hauptergebnis der einwöchigen Vollversammlung (31. 8 – 8. 9.) des Weltkirchenrats (ÖRK) mit 4000 Teilnehmenden aus mehr als 120 Staaten und 350 Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften liegt vor allem im Abstecken von Themen und Projekten, die der ÖRK in den kommenden Jahren – bis zur nächsten Vollversammlung 2030 – verfolgen will. Auf den Weg gebracht wurden beispielsweise eine „Ökumene der Herzen“, die Fortsetzung des „Pilgerwegs für Gerechtigkeit“ und Unterstützungen für Christen im Nahen Osten.
In klaren Worten hat der Weltkirchenrat auch den russischen Krieg in der Ukraine verurteilt. Der „illegale“ und „ungerechtfertigte“ Krieg müsse sofort beendet werden, die russischen Truppen müssten sich zurückziehen, heißt es in einer zum Abschluss der Vollversammlung verabschiedeten Resolution. Anders als erhofft kam es nicht zum Dialog zwischen russischen und ukrainischen Delegierten. Sprachlosigkeit zwischen den christlichen Vertretern der Kriegsparteien also, die auch die ÖRK-Führung nicht überwinden konnte.
Drängende Appelle verabschiedete die ÖRK-Vollversammlung zudem gegen den Klimawandel, gegen Aufrüstung und Waffenlieferungen, gegen die Unterdrückung von Indigenen, gegen Rassismus. Verabschiedet wurde weiters eine zwischen den verschiedenen Richtungen der Kirchen sehr kontrovers diskutierte Stellungnahme zum Nahostkonflikt: Der Text formuliert scharfe Kritik an Israel für Vertreibungen und Menschenrechtsverletzungen, erkennt aber auch Israels Recht auf Verteidigung an. Das Papier benennt zudem, dass der ÖRK beim Vorwurf einer „Apartheid-Politik“ gegen Israel uneins war und daher auf den Begriff verzichtet hat.
Zum Abschluss der neuntägigen Vollversammlung wählte der Zentralausschuss des Weltkirchenrats den bayerischen evangelischen Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm zu seinem neuen Moderator (Vorsitzenden). Der 61-jährige frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) übernimmt damit ein wichtiges Führungsamt im weltweiten Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK). Er folgt auf die anglikanische Kenianerin Agnes Abuoum, die das Amt seit 2013 innehatte. Gemeinsam mit dem ÖRK-Generalsekretär – zum Jahreswechsel übernimmt der Südafrikaner Jerry Pillay diese Position vom Rumänen Ioan Sauca – trägt Bedford-Strohm damit künftig zentrale Verantwortung für die Leitung des Weltkirchenrates.
Der ÖRK mit Sitz in Genf vertritt mehr als eine halbe Milliarde Christen in 350 Kirchen und christlichen Gemeinschaften aus protestantischen, orthodoxen, anglikanischen und anderen Traditionen. Mit der römisch-katholischen Kirche, die nicht Mitglied im Weltkirchenrat ist, besteht eine enge Zusammenarbeit.
Christian Landl ist Diakon und Seelsorger in den Pfarrgemeinden Schörfling, Weyregg und Steinbach am Attersee.
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