Christian Landl ist Diakon und Seelsorger in den Pfarrgemeinden Schörfling, Weyregg und Steinbach am Attersee.
Papst Franziskus absolviert 2022 wieder mehrere Reisen. So besucht er vom 2. bis 3. April Malta, wo Treffen mit Flüchtlingen im Zentrum stehen. Das Motto lautet: „Sie erwiesen uns ungewöhnliche Menschenfreundlichkeit“. Es folgt vom 24. bis 30. Juli eine Reise nach Kanada. Der Besuch ist für Franziskus „eine Bußreise“, die er mit einer Vergebungsbitte an Indigene beginnt. Grund ist die Rolle der katholischen Kirche in der Geschichte der umstrittenen Residential Schools in Kanada. In diesen wurden im 19. und 20. Jahrhundert indigene Kinder ihrer Kultur beraubt, misshandelt und missbraucht. Der Papst verurteilte die Auswirkungen des staatlich-kirchlichen Internatssystems auf die indigene Bevölkerung als Völkermord.
Im September (13. bis 15.) bricht Franziskus drei Tage nach Kasachstan auf und nimmt dort am VII. Weltkongress der Religionen teil. Vom 3. bis 6. November folgt mit seinem Besuch in Bahrain eine weitere Etappe des christlich-islamischen Dialogs unter dem Motto „Friede auf Erden den Menschen guten Willens“. Anlass ist das unter der Patronanz von König Hamad bin Isa Al Chalifa stattfindende „Bahrain Dialog-Forum“, wo Papst Franziskus eine Rede hält.
Das Arbeitsdokument für die sogenannte kontinentale Etappe der katholischen Weltsynode 2021–2024 wird am 27. Oktober vom Vatikan veröffentlicht und ist Bestandteil des weltweiten synodalen Prozesses, den Papst Franziskus im Oktober 2021 angestoßen hatte.
Der Erstellung des Dokuments waren synodale Prozesse weltweit in einzelnen Diözesen und nationalen Bischofskonferenzen, darunter Österreich, vorausgegangen. Es ist Grundlage für ein zweites, kontinentales Arbeitsdokument der Synode, das 2023 erscheinen soll. Auf dessen Grundlage berät dann die Weltbischofssynode in Rom und wird abschließend nicht wie geplant im Herbst 2023 tagen, sondern 2024.
Die lange erwartete Kurienreform mit dem Titel „Verkündet das Evangelium“ wird am 19. März von Papst Franziskus veröffentlicht. Neu ist u. a., dass künftig nicht nur Geistliche, sondern auch getaufte Laien, Männer wie Frauen, jede beliebige Vatikan-Abteilung leiten können. Der aktuelle Text war seit neun Jahren geplant.
Schon im Laufe dieser Zeit fasste der Papst mehrere Räte und Kommissionen in „Dikasterien“ (Kurienbehörden) zusammen. Mit der neuen Verfassung versucht Franziskus die Kurie weiter zu modernisieren und sie von einer Leitungs- in eine Dienstleistungsbehörde umzuwandeln. Wichtigste Aufgabe der Kirche ist laut Papst, den Menschen die christliche Botschaft nahezubringen. Zu Pfingsten (5. Juni) trat sie in Kraft.
Bahnbrechende Experimente im Bereich der Quantenforschung bringen dem Oberösterreicher Anton Zeilinger gemeinsam mit dem Franzosen Alain Aspect und dem US-Amerikaner John F. Clauser am 10. Dezember den Physik-Nobelpreis ein. Erstmals nach Jahrzehnten geht der renommierte Preis wieder an einen Österreicher. Anton Zeilinger (77), geboren in Ried im Innkreis, sprach sich in seiner Laufbahn als Quantenphysiker oft für ein Miteinander von Wissenschaft und Religion aus.
Nach mehr als 70 Jahren Regentschaft über Großbritannien, Nordirland und weiteren Commonwealth-Staaten stirbt am 8. September Königin Elizabeth II. Ihr Begräbnis ist ein weltweites Medienereignis. Als Staatsoberhaupt repräsentierte sie Großbritannien im In- und Ausland und besuchte während ihrer Regierungszeit mehr als 100 Länder. Sie war die dienstälteste Monarchin Europas und galt als pflichtbewusst und besonnen. Neuer König wurde ihr Sohn Charles III.
Am 24. Februar überfällt Russland in einem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg die Ukraine. Es folgen eine Massenflucht, weltweite Proteste und Sanktionen gegen Russland. Global ist die Solidarität für die Menschen in der Ukraine groß, auch in Österreich. Papst Franziskus appelliert immer wieder an die Kriegstreiber, dieses Massaker zu beenden.
Ein unabhängiges Gutachten zum Umgang mit Missbrauchsfällen in der deutschen Erzdiözese München und Freising im Zeitraum von 1945 bis 2019 belastet auch den emeritierten Papst Benedikt XVI. schwer. Laut Gutachten habe er in seiner Zeit als Münchner Erzbischof (1977–1982) zu wenig getan, um Kinder und Jugendliche vor sexuellem Missbrauch durch katholische Amtsträger zu schützen. In Folge nimmt er zu den Vorwürfen Stellung und bittet um Entschuldigung.
Mit Änderungen einzelner Vorschriften des Kirchenrechts will Papst Franziskus Zuständigkeiten von Ortsbischöfen und Ordensoberen stärken. Für einige Maßnahmen wie etwa die Veröffentlichung von Katechismen brauchen Bischöfe und Bischofskonferenzen nun keine Genehmigung des Heiligen Stuhls mehr. Künftig reiche eine Bestätigung.
Der Krieg Russlands gegen die Ukraine führt zu einer Spaltung der russisch-orthodoxen Kirche. Ihr ukrainischer Zweig (Ukrainisch-orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats) beschließt seine Unabhängigkeit vom Moskauer Patriarchat, da sie nicht die Position des Patriarchen von Moskau und ganz Russland, Kyrill I., zum Krieg in der Ukraine teilen. Eine Entscheidung von historischem Ausmaß.
Das Apostolische Papstschreiben „Desiderio desideravi“ („Über die liturgische Bildung des Volkes Gottes“) wird veröffentlicht. In dem 15-seitigen Schreiben will der Papst „die ganze Kirche einladen, die Wahrheit und die Kraft der christlichen Feier wiederzuentdecken, zu bewahren und zu leben“. Franziskus sieht Liturgie als Ausgangspunkt kirchlicher Erneuerung. Sein Schreiben richtet er ausdrücklich an alle Gläubige.
Der volksnahe Papst Johannes Paul I. wird im Petersdom in Rom seliggesprochen. Er starb bereits 33 Tage, nachdem er zum Papst gewählt wurde, im Alter von 65 Jahren. Damit war er in der Geschichte der katholischen Kirche einer der Päpste mit der kürzesten Amtszeit. Der 33-Tage-Pontifex war auch als „Papst des Lächelns“ bekannt. Sein Nachfolger wurde Johannes Paul II. aus Polen.
In Hongkong werden Kardinal Joseph Zen (90) und fünf weitere Menschenrechtler wegen Nichtregistrierung eines Hilfsfonds für Demokratie-Aktivisten zu Geldstrafen verurteilt. Die vorübergehende Verhaftung der sechs Angeklagten am 11. Mai und der Prozess hatten weltweit Empörung ausgelöst. Der inzwischen aufgelöste Fonds bot Menschen, die bei den Demokratieprotesten 2019 festgenommen wurden, finanzielle, juristische und psychologische Hilfe.
Christian Landl ist Diakon und Seelsorger in den Pfarrgemeinden Schörfling, Weyregg und Steinbach am Attersee.
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