Wort zum Sonntag
Es brauche einen „migrationsethischen Kompass“, heißt es in einem „Gemeinsamen Wort“, das die katholische Deutsche Bischofskonferenz und die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) kürzlich vorstellten. Die Wiener Pastoraltheologin und Migrations-Expertin Regina Polak, die am Papier mitwirkte, bezeichnete es als einen „internationalen Meilenstein“ mit großer Bedeutung auch für die österreichische Migrationspolitik und Haltung der Kirchen in der Frage. In dem Papier heißt es u. a., in einer modernen Gesellschaft bedeute Integration, „einen positiven Umgang mit Pluralität, Diversität und Wandel zu finden“. Während man über politische Versäumnisse offen debattieren müsse, sei jeder Form von Rassismus entgegenzutreten, betonen die Kirchen. „Das selbst gesteckte Ziel der EU, ein gemeinsamer Raum des Schutzes und der Solidarität zu werden“, sei „weitgehend verfehlt“ worden: Dies zeige sich am Umgang mit Flucht über die Seewege oder an der „menschenrechtlich unerträglichen Situation“ auf den griechischen Inseln. „Eine gemeinsame Flüchtlingspolitik, die den Geist der Humanität und Solidarität atmet, ist in Europa derzeit nicht in Sicht“, kritisieren die Kirchen. Eine Reform bleibe „eine Aufgabe für die Zukunft“. Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm erklärte, es brauche einen funktionierenden Verteilmechanismus, damit die aufnahmebereiten Städte in ganz Europa zum Zuge kommen könnten. Derzeit seien die Zustände an den EU-Außengrenzen „empörend“. Auf globaler Ebene müsse der Zusammenhang zwischen Migration und Entwicklung stärker debattiert werden, fordern die Verfasser. Die Entwicklungszusammenarbeit lasse sich nicht „als schlichtes Mittel von Migrationsbewegungen“ einsetzen.
Wort zum Sonntag
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