Wort zum Sonntag
Rund eine Stunde nachdem am Donnerstagabend weißer Rauch aus der Sixtinischen Kapelle aufstieg, betrat Kardinalprotodiakon Dominique Mamberti den Balkon des Petersdoms und verkündete auf Latein feierlich den Namen des Gewählten.
Und dann trat der neue Papst auf die Segnungsloggia des Petersdoms: mit ausgebreiteten Armen, lächelnd und mehrfach winkend, mit Tränen in den Augen und seinem Friedensgruß: „Dieser Frieden ist der Frieden des wiederauferstandenen Christus, ein Frieden ohne Waffen, der von Gott kommt. (...) Ich hoffe, dass dieser Friedensgruß alle Völker und alle Menschen erreicht.“ Weiter sagte der neue Papst: „Wir wollen eine synodale Kirche auf dem Weg sein. Wir wollen allen nah sein, die leiden.“
In seiner Ansprache dankte und würdigte er seinen Vorgänger Franziskus und setzt erste Signale für sein Pontifikat. Er strebe eine Kirche an, die Brücken baue, den Dialog suche und immer offen sei für „alle, alle, die unsere Nächstenliebe, unsere Gegenwart, den Dialog und die Liebe brauchen“. Viele seiner Wörter erinnern an seinen Vorgänger. Dessen wichtiges Projekt zu mehr Teilhabe aller Gläubigen in der Kirche hob Leo XIV. explizit hervor.
Anders als sein Vorgänger Franziskus hatte der neue Papst die Mozetta mit der traditionellen Stola mit den vier Evangelisten umgelegt. Am 18. Mai wird der frischgewählte Papst Leo XIV. offiziell als Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche mit einem feierlichen Gottesdienst um 10 Uhr auf dem Petersplatz in sein Amt eingeführt.
Leo XIV. ist der erste US-Amerikaner und der erste Augustiner auf dem Papstthron. Er ist in der Weltkirche und in der römischen Kurie mindestens ebenso zu Hause wie im Land seiner Geburt. Der 69-Jährige leitete zuletzt die Vatikanbehörde für Bischöfe, quasi die Personalabteilung der katholischen Weltkirche. Von 2001 bis 2013 war er Generalprior, also weltweiter Leiter des Augustinerordens. Danach leitete er als Bischof die Diözese Chiclayo in Peru, war zweiter Vizepräsident der Peruanischen Bischofskonferenz, bevor ihn Papst Franziskus 2023 an die Kurie im Vatikan holte.
Prevost wurde am 14. September 1955 in Chicago geboren. Er stammt aus einer religiös geprägten Familie mit französischen, italienischen und mütterlicherseits auch kreolischen Wurzeln. Der Sohn eines Schulleiters und einer Bibliothekarin ist der jüngste von drei Brüdern. An der Villanova University nahe Philadelphia absolviert er ein Studium der Mathematik und Philosophie.
Der heutige Papst entwickelte früh eine starke Bindung zum Glauben. Er war Ministrant, besuchte das Kleine Seminar der Augustiner, trat 1977 dem Augustinerorden bei und legte 1981 das Ewige Ordensgelübde ab. Er studierte Theologie am Catholic Theological Union in Chicago und wurde 1982 in Rom zum Priester geweiht. An der Päpstlichen Universität Heiliger Thomas von Aquin in Rom erwarb er das Lizentiat (1984) und das Doktorat (1987) in Kirchenrecht.
Anschließend entsandte ihn sein Orden als Missionar nach Peru, dessen Staatsbürgerschaft er seit 2015 zusätzlich zur US-amerikanischen besitzt. Neben der Ausbildung junger Ordensmänner war er Dozent für Kirchenrecht, Gerichtsvikar, Mitglied des Konsultorenkollegiums der Erzdiözese Trujillo und Gemeindeseelsorger.
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