Wort zum Sonntag
Knapp die Hälfte der Gruppe ist WJT-erfahren und war schon 2011 im spanischen Madrid und 2016 im polnischen Krakau dabei. „Wir kennen uns zum Teil sehr gut und haben uns bei den Vorbereitungstreffen auf Panama eingestimmt“, erzählt der 23-jährige Student aus Vorarlberg.
Wie die Stimmung derzeit vor Ort ist, war zu Redaktionsschluss noch nicht bekannt. Lucas Rührnschopf weiß aber aus Erfahrung, dass bei den Veranstaltungen mit dem Papst immer „wahnsinnig viele Leute teilnehmen.“ Im polnischen Krakau 2016 fuhr Franziskus nach der offiziellen Eröffnungsmesse eine Runde durch die Stadt. Trotz der Menschenmassen hatte der junge Mann damals Glück, ihn auch kurz live zu sehen. Aber den Papst auch „nur“ via Leinwand zu verfolgen und zu hören sei etwas Besonderes. „Es herrscht da immer eine wunderbare Stimmung. Mir ist in Krakau seine Ansprache in Erinnerung geblieben, die mich sehr berührte, weil er die Jugendlichen direkt angesprochen hat, den Glauben zu leben, weiterzugeben und für die Armen und Schwachen da zu sein. Bei diesen Worten ist mein Herz aufgegangen.“
Wegen der Flüge nach Panama musste man sich bereits zum Jahreswechsel 2017/2018 fix zum WJT anmelden. Für Lucas Rührnschopf als Student war es Gott sei Dank möglich, Prüfungen zu verschieben. „Ich habe mein ganzes Semester umgekrempelt, um mitfahren zu können. Wenn man sich dafür entscheidet, dann findet man schon Wege, um das möglich zu machen“, sagt der Lochauer, der im Oktober 2018 das Masterstudium in Politikwissenschaft in Innsbruck begonnen hat. Daneben ist er in der Pfarre Lochau als Jugendvertreter vor allem für die Jugend- und Ministrantenarbeit zuständig.
Geleitet wird die Gruppe rund um Lucas Rührnschopf von Mona Pexa von der Jungen Kirche Vorarlberg; Fabian Jochum, Jugend- und Jungscharseelsorger der Diözese Feldkirch, ist als geistlicher Begleiter dabei. Insgesamt nehmen rund 200 Jugendliche aus Österreich in zehn verschiedenen Gruppen an dem katholischen Event teil, die vom Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl und Bundesjugendseelsorger P. Darius Lebok begleitet werden. Unter den WJT-Pilgern befinden sich heuer auch zwölf Soldaten u. a. aus Tirol, Oberösterreich und dem Burgenland. Weltweit erwartet man über 150.000 Teilnehmer zum Glaubensfest. Der Weltjugendtag wird von der katholischen Kirche ausgerichtet und geht auf eine Initiative von Papst Johannes Paul II. (1978–2005) zurück. Im Wechsel werden die Weltjugendtage jährlich in kleinerem Rahmen in den Diözesen vor Ort und alle drei Jahre als weltweites Großtreffen organisiert.
Mit im Rucksackgepäck von Lucas Rührnschopf sind auch ein Schlafsack und eine Matte. Denn traditionell wird zum Abschluss des WJT die letzte Nacht von Samstag auf Sonntag unter freiem Himmel verbracht. So auch in Panama. „Die Jugendlichen kommen am Abend zu einer Vigilfeier zusammen. Sonntag morgens findet dann eine heilige Messe statt; danach ist der Weltjugendtag offiziell vorbei“, teilt der WJT-Pilger mit. Auf diese Nacht unter freiem Himmel freut sich Lucas Rührnschopf schon sehr. Da werden Erinnerungen an die vergangenen Weltjugendtage wach. „Jeder Teilnehmer bekommt vor der Abendmesse am Samstag eine kleine Kerze, die dann angezündet wird. Wenn es dunkel ist und du siehst dieses Lichtermeer an brennenden Kerzen – das war ein äußerst stimmungsvoller Moment für mich. Wir haben zusammen gebetet, gefeiert und den Weltjugendtag gemeinsam erlebt. Hier dabei zu sein, ist jedes Mal eine super tolle Sache. Das muss man einmal erlebt haben.“
Gemeinschaft erleben, Gemeinschaft spüren und Gemeinschaft weitergeben – das macht für Lucas Rührnschopf den WJT zu einem außergewöhnlich schönen Erlebnis. „Nach dieser Woche der Begegnungen mit jungen Menschen aus aller Welt bin ich jedes Mal mit einem Glücksgefühl nach Hause gekommen. Der Wunsch, das Erlebte zu erzählen und andere mit meiner Begeisterung anzustecken, war groß. Ich bin gespannt, wie es dieses Mal wird.“ Natürlich spielt für ihn auch der Glaube eine wesentliche Rolle. „Der WJT ist ein guter Event der Kirche, der junge Leute ein bisschen stärker an den Glauben bindet. Man hat die Möglichkeit, sich intensiver damit auseinanderzusetzen, Dinge zu hinterfragen und verschiedene Wege in Betracht zu ziehen. Mein Glaube ist die letzten Jahre gewachsen. Er gehört zu meinem Leben und ich versuche, aus dem Glauben heraus mein Dasein zu gestalten. Das klappt nicht immer, aber ich versuche es.“
Nach dem Aufenthalt beim WJT in Panama geht es für die Vorarlberger Gruppe nach Kolumbien. „Da wir so weit gereist sind, hängen wir noch einen Urlaub dran. Geplant ist eine Rundreise, der Besuch von Inseln und Ausflüge an der Nordküste. Jetzt die Möglichkeit zu haben, drei Wochen in Mittel- und Südamerika zu verbringen, ist großartig“, sagt Lucas Rührnschopf. Am 10. Februar kommt die Gruppe wieder nach Hause. Ab März gehts für den Vorarlberger dann mit dem Studium in Innsbruck weiter. «
Weltjugendtag in Panama vom 22. bis 27. Jänner
Im mittelamerikanischen Panama, wo derzeit der katholische Weltjugendtag (WJT) mit Papst Franziskus stattfindet, gibt es neben modernen Hauptstadtvierteln auch viel Armut in großen Teilen der Bevölkerung.
„Kommen Touristen nach Panama, so wähnen sie sich in Dubai. Doch dabei handelt es sich nur um eine Fassade. Panama ist ein Land mit zwei Gesichtern, in dem manche nie ihre schönen Viertel verlassen, um die Armut vor ihrer Haustür zu sehen“, sagte José Domingo Ulloa, der Erzbischof von Panama-Stadt, in einem Interview mit der katholischen Nachrichtenagentur „cath.ch“.
Panama sei reich, doch die große Ungleichheit schließe weite Teile der Bevölkerung vom Wohlstand aus, klagt der Erzbischof. Dass viele der 3,5 Millionen Einwohner keinen Zugang zu Bildung und Gesundheitsversorgung hätten, sei ebenso eine „soziale Sünde“ wie die unbeteiligte Haltung und der fehlende gute Wille für die Suche nach Lösungen. Die jungen Panamaer bräuchten mehr Zukunftsmöglichkeiten und Begleitung sowie Unterstützung durch die ältere Generation. Auch müsse die Korruption im Land bekämpft werden. Diese habe wie ein „Virus“ alle Organisationen und Einrichtungen des Landes befallen, erzählt José Domingo Ulloa.
Besonders benachteiligt sind in Panama die Nachkommen der schwarzafrikanischen Sklaven sowie die Einwanderer aus den Antillen und auch die Indigenen im Land, die fast eine halbe Million Menschen ausmachen. Sie leben in Marginalisierung und schwerer sozialer Ausgrenzung.
Beim Weltjugendtag bereichern derzeit auch mehr als 1000 indigene junge Menschen aus der ganzen Welt das Großereignis mit eigens gestalteten Initiativen. In Panama-Stadt ist während des Events (22. bis 27. Jänner) in einem Park ein nachgebautes Indigenendorf errichtet. Dort schärfen die jungen Indigenen bei ihren Altersgenossen aus aller Welt das Bewusstsein für die nachhaltige Lebensweise von Ureinwohnern und machen auf ihre oftmals mit Problemen behaftete Situation aufmerksam.
- www.weltjugendtag.at
Für jene Jugendlichen, die nicht unter den 150.000 jungen Gästen beim Weltjugendtag (WJT) in Panama vor Ort dabei sein können, holen Parallel-Veranstaltungen das WJT-Feeling nach Österreich. Am 25. Jänner startet in Pressbaum bei Wien ein dreitägiges Weltjugendtagswochenende mit Gottesdiensten, Workshops, Katechesen und Lobpreis. Referenten sind u. a. der emeritierte St. Pöltner Bischof Klaus Küng, „Olympiakaplan“ P. Johannes Paul Chavanne vom Stift Heiligenkreuz, Missio-Nationaldirektor P. Karl Wallner und die Kunsthistorikerin Theresa Wagener. Nach der feierlichen Messe am Sonntag (15 Uhr) folgt um 17 Uhr eine Direktschaltung nach Panama zum Abschlussgottesdienst mit Papst Franziskus.
u Infos und Anmeldung: www.weltjugendtaginpressbaum.com
Zu einer Parallel-Veranstaltung laden von 25. bis 27. Jänner u. a. auch die Katholische Jugend und die Junge Kirche der Diözese Gurk-Klagenfurt ein. Schauplatz des Events ist die Klagenfurter Stadthauptpfarre St. Egid. Auf dem Programm stehen u. a. ein Kreuzweg, ein Jugendgebetskreis, Katechesen, ein Nightfever-Gebetsabend und ein Gottesdienst.
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