Wort zum Sonntag
Mit Aufrufen zu einem offenen Austausch untereinander haben am Montag die Beratungen der Europa-Etappe der katholischen Weltsynode begonnen. Zugleich wurden unterschiedliche Visionen von der künftigen Gestalt der Kirche deutlich. Der luxemburgische Kardinal Jean-Claude Hollerich sagte in seiner Predigt am Montagmorgen, Jesus habe alle Menschen geheilt, die sein Gewand berührten. Ebenso müsse die Kirche offen für alle sein und dürfe keine Barrieren zum Heil errichten.
Der gastgebende Prager Erzbischof Jan Graubner hingegen betonte in seiner Begrüßungsansprache, dass die Kirche nicht nur ein offenes Zelt sein könne, sondern auch ein sicheres Haus für jene sein müsse, die Halt und Orientierung suchten, denn derzeit würden alle Gewissheiten auseinanderbrechen. Er warnte: „Wenn wir nicht auf unseren Wegweiser hören und sein Wort nicht beherzigen, werden wir nicht mehr Pilger auf dem Heimweg sein. Wir werden zu verlorenen Vagabunden, zu verlassenen Obdachlosen.“
Der tschechische Theologe Tomas Halik warb andererseits in seinem Eröffnungsreferat für eine Kirche, die sich nicht selbst für den endzeitlichen Richter hält, sondern sich als eine Kirche auf dem Weg begreift, die Menschen begleiten und sie inspirieren könne.
Deutsche und französische Delegierte betonen den Missbrauch als Ausgangspunkt für ihre Überlegungen zur Erneuerung der Kirche.
Die österreichische Delegation hat bereits am Montag ihr mitgebrachtes Positionspapier in die Beratungen eingebracht. Erzbischof Franz Lackner hielt dabei einmal mehr fest, dass die Teilkirchen und die Weltkirche einander bedürften, sie seien aufeinander angewiesen. Es gelte für beide Seiten, andockfähig und ergänzungsfähig zu sein, so Lackner.
Im Anschluss an die Ausführungen Lackners stellte die Theologin Regina Polak das Österreich-Statement im Detail vor. Einleitend hält das Papier u. a. fest, dass der Wunsch nach Reformen trotz widersprüchlicher Vorstellungen groß sei. Geäußert werde die Sorge, „dass der synodale Prozess ohne konkrete strukturelle Folgen bleibt, die als Voraussetzung für eine glaubwürdige Sendung betrachtet werden“.
Es wird in Folge eine große Übereinstimmung weltkirchlicher Problemfelder festgestellt. Genannt werden die Förderung der Teilhabe aller Gläubigen an der Sendung der Kirche, die Stärkung der Rolle der Frauen, eine „inklusive“ Kirche, Evangelisierung und Mission.
An der Europa-Etappe der katholischen Weltsynode vom 5. bis 12. Februar in Prag nehmen in Präsenz und online mehrere hundert Vertreter aus 40 Ländern Europas teil. Aus Österreich sind Erzbischof Franz Lackner, die Pastoraltheologin Regina Polak, die Hochschul-Rektorin und Theologin Petra Steinmair-Pösel und der Theologe Markus Welte angereist.
Wort zum Sonntag
Jetzt die KIRCHENZEITUNG 4 Wochen lang kostenlos kennen lernen. Abo endet automatisch. >>