Wort zum Sonntag
Rocco Buttiglione war vor 20 Jahren von Italien als EU-Kommissar für Justiz und Inneres nominiert worden. Bei einer Anhörung im EU-Parlament sorgte er im Oktober 2004 für Aufregung. Er hatte dort erklärt, dass er als Katholik homosexuelle Handlungen zwar für eine Sünde halte, als überzeugter Europäer die Rechte von Schwulen und Lesben aber verteidigen würde.
Außerdem war er bekannt für die konservative Haltung, dass die Familie dafür existiere, um Frauen zu ermöglichen, Kinder zu haben.
Der EU-Ausschuss für bürgerliche Grundrechte lehnte Buttiglione ab, worauf dieser – als ein italienischer Christdemokrat – den Abgeordneten des EU-Parlaments eine „antichristliche Inquisition“ gegen ihn vorwarf.
Die Kirchenzeitung befragte Michael Kuhn, Vertreter der österreichischen Bischofskonferenz in Brüssel, zu diesem Thema: „Buttiglione ist zu dem gestanden, wer er ist und was er denkt“, erklärte dieser. „Buttiglione war sich bewusst, dass es für ihn als Katholiken eine Spannung gibt.“
Anders äußerte sich Elaine Rudolphi, Mitarbeiterin der Jesuiten im katholischen Sekretariat für europäische Fragen (OCIPE), gegenüber der Kirchenzeitung. Sie verstand die Ablehnung im EU-Parlament nicht als Urteil über Buttigliones fachliche Qualifikation, sondern als grundsätzlichen Zweifel: „Wie kann er garantieren, mitunter in seiner beruflichen Tätigkeit genau das Gegenteil seiner persönlichen Überzeugung zu tun?“, fragte Rudolphi.Weiter meinte sie: „Zu Buttigliones Aufgaben gehört es ja, in Gleichstellungsfragen nicht nur den Ist-Zustand zu verteidigen, sondern auch neue Impulse zu setzen.“
Letztendlich sollte Rocco Buttiglione auf den ihm zugedachten Sitz in der EU-Kommission verzichten. Er sah sich als Opfer eines politischen Komplotts auf EU-Ebene: „Ich bereue nichts, ich bin froh, dass ich die Werte, an die ich glaube, verteidigen konnte“, erklärte Buttiglione damals.
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