Mira Stare ist Bibelwissenschaftlerin an der Kath.-Theol. Fakultät Innsbruck und Pfarrkuratorin in der Diözese Innsbruck.
Die Erwartungen waren an die Pfarren noch nie so hoch wie heuer. Nach den Ostergottesdiensten ohne Gläubige in der Kirche soll nun Weihnachten wenigstens schön gefeiert werden. Das bekommen die Seelsorgerinnen und Seelsorger im ganzen Land zu hören. Sie versuchen, den Wunsch nach Weihnachtszauber mit der Corona-Realität in Einklang zu bringen. Auch wenn die Bischofskonferenz noch an den Details zu weihnachtlichen Hygienebestimmungen feilt, die wahrscheinlich auch eine Maskenpflicht in den Metten beinhalten werden: Zahlreiche Pfarren haben sich schon längst kreative Feierformate für den Heiligabend ausgedacht. Es geht ihnen letztlich um nichts weniger als die Rettung des Weihnachtsfestes in der Kirche. „Es ist eine schmerzliche Gewissheit, dass wir Weihnachten nicht in der großen Gemeinschaft feiern können, wie wir das gerne hätten“, erklärt Beate Schlager-Stemmer, Referentin für Pfarrgemeinderäte in der Diözese Linz. Ihr fällt positiv auf, dass die Pfarren mit möglichst sicheren Modellen arbeiten wollen.
Zum Beispiel Enns-St. Marien, eine Pfarre, die von den Franziskanern betreut wird. Dort können Besucher am Heiligabend Weihnachten im Kreuzgang des Franziskanerklosters in Stationen erleben. Alles ist flexibel gestaltet, was helfen soll, Menschenansammlungen zu vermeiden. Genau aus diesem Grund kann die lebendige Krippe der Ennser Pfarre nicht wie gewohnt draußen stattfinden. „Es sind in den letzten Jahren teilweise bis zu 1500 Menschen zu dieser Feier gekommen, das geht einfach nicht“, sagt Pater Markus Schlichthärle. Zu groß ist die Angst, im Zweifelsfall Menschen wieder vom Weihnachtsgottesdienst wegschicken zu müssen. „Jesus hat auch niemanden abgewiesen“, betont der Franziskaner.
Viele Pfarren planen deshalb ähnlich wie die Ennser gerade in der Kinderliturgie mit mobilen Formen: Stationenbetrieb, Weihnachtswege im Freien oder Schatzsuche. In der Pfarre Kirchdorf an der Krems wird die Kindermette von 14 bis 17 Uhr in der Kirche halbstündlich mit einer kurzen Andacht gefeiert. „Sollte man zu seiner Wunschzeit gerade keinen Platz in der Kirche finden, werden wir die Familien bitten, den Besinnungsweg um die Kirche zu gehen und so die Wartezeit gut zu nützen“, sagt Pastoralassistentin Bernadette Hackl. Das Gottesdienstangebot wird zudem jeweils um eine Christmette und eine Eucharistiefeier am 25. Dezember erhöht. Die Feiergemeinde soll so jeweils kleiner bleiben. Für die Messfeiern sind Anmeldungen notwendig, nicht aber für die Kindermette.
Auch in der Pfarre Wartberg ob der Aist wird es zusätzliche Gottesdienste zu Weihnachten geben, um dichtes Gedränge zu vermeiden, erklärt Pfarrassistent Franz Küllinger. Der Leitgedanke, der hinter allen Planungen steht, ist der Wunsch, dass die Menschen sichtbar (oder: richtig) zusammenkommen können: „Die real erfahrbare Gemeinschaft ist mir und den Leuten sehr wichtig.“ So wird um 15 Uhr nach einer Sternwanderung eine Kinderfeier bei der Wenzelskirche stattfinden. Jede Familie wird eine eigenen Bank zur Verfügung gestellt bekommen. Franz Küllinger erläutert: „Da das Gelände sehr weitläufig ist, wird es kein Problem sein, die notwendigen Abstände zu halten. Noch steht jede Planung unter dem Vorbehalt, dass es auch so erlaubt wird.“ Es folgt eine weitere Kinderfeier in der Pfarrkirche. Da an der Kirche Lautsprecher montiert sind, kann man – ebenfalls wie bei den folgenden Gottesdiensten – auch außerhalb der Kirche mitfeiern. Die älteren Menschen, die traditionell die Kinderfeier besucht haben, lädt Pfarrassistent Küllinger zu einer Vigilfeier um 20.30 Uhr in die Kirche. Die Mette beschließt dann den Reigen der Gottesdienste.
Ebenfalls nach draußen zieht es die Pfarre Ternberg am Heiligabend. Das Erntedankfest unter dem großen Dach des ADEG-Marktes von Ternberg ist auf so positives Echo gestoßen, dass die Pfarre auch die Christmette unbedingt auf dieselbe Weise gestalten will. Die Katholische Männerbewegung wird die Bierbänke herbeischaffen, damit man familienweise Platz nehmen kann. Gleichzeitig wurde angeregt, auch Decken mitzunehmen, damit man nicht zu sehr frieren muss. Pfarrer Friedrich Lenhart hofft, dass Gottesdienstfeiern im Freien wie vor dem Lockdown wieder erlaubt sind: „Zusätzlich könnten nämlich auch die Bewohner/innen des Bezirksalten- und Pflegeheims von den Fenstern aus mitfeiern, da das Heim in Nachbarschaft zum Kaufmarkt liegt.“ Anstatt der Kindermette wird es in Ternberg einen Weihnachtsweg von Schaufenster zu Schaufenster geben, den die Eltern oder Großeltern – ausgestattet mit einem Textheft – mit ihren Kindern oder Enkelkindern gehen können.
Tiere können dagegen Klein und Groß in der Pfarre Linz-St. Peter am 24. Dezember bestaunen. Auf dem Kirchenvorplatz wird Pfarrer Franz Zeiger einen eigenen „Spallerhofer Stall zu Bethlehem“ aufstellen. Von 15 bis 17 Uhr erwartet die kleinen und großen Besucher eine lebendige Krippe. Ziege, Enten und Gänse des Circus Alfoni werden die Krippe bevölkern. Anders als in Enns ist dies möglich, weil kein so starker Besucherandrang zu erwarten ist. Außerdem wird auch hier die Feier flexibel gestaltet, mit einem ständigen Kommen und Gehen. In den zwei Stunden wird das Weihnachtsevangelium mehrmals gelesen, damit die Weihnachtsbotschaft und der Zauber des Festes trotz allem für alle Menschen spürbar werden.
Mira Stare ist Bibelwissenschaftlerin an der Kath.-Theol. Fakultät Innsbruck und Pfarrkuratorin in der Diözese Innsbruck.
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