Mira Stare ist Bibelwissenschaftlerin an der Kath.-Theol. Fakultät Innsbruck und Pfarrkuratorin in der Diözese Innsbruck.
Hört dieses Wort, die ihr die Armen verfolgt und die Gebeugten im Land unterdrückt! Ihr sagt: Wann ist das Neumondfest vorbei, dass wir Getreide verkaufen, und der Sabbat, dass wir den Kornspeicher öffnen können? Wir wollen das Hohlmaß kleiner und das Silbergewicht größer machen, wir fälschen die Waage zum Betrug, um für Geld die Geringen zu kaufen und den Armen wegen eines Paars Sandalen. Sogar den Abfall des Getreides machen wir zu Geld. Beim Stolz Jakobs hat der Herr geschworen: Keine ihrer Taten werde ich jemals vergessen.
Vor allem fordere ich zu Bitten und Gebeten, zu Fürbitte und Danksagung auf, und zwar für alle Menschen, für die Herrscher und für alle, die Macht ausüben, damit wir in aller Frömmigkeit und Rechtschaffenheit ungestört und ruhig leben können. Das ist recht und wohlgefällig vor Gott, unserem Retter; er will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen. Denn: Einer ist Gott, Einer auch Mittler zwischen Gott und Menschen: der Mensch Christus Jesus, der sich als Lösegeld hingegeben hat für alle, ein Zeugnis zur vorherbestimmten Zeit, als dessen Verkünder und Apostel ich eingesetzt wurde – ich sage die Wahrheit und lüge nicht –, als Lehrer der Völker im Glauben und in der Wahrheit. Ich will, dass die Männer überall beim Gebet ihre Hände in Reinheit erheben, frei von Zorn und Streit.
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wer in den kleinsten Dingen zuverlässig ist, der ist es auch in den großen, und wer bei den kleinsten Dingen Unrecht tut, der tut es auch bei den großen. Wenn ihr nun im Umgang mit dem ungerechten Mammon nicht zuverlässig gewesen seid, wer wird euch dann das wahre Gut anvertrauen? Und wenn ihr im Umgang mit dem fremden Gut nicht zuverlässig gewesen seid, wer wird euch dann das Eure geben? Kein Sklave kann zwei Herren dienen; er wird entweder den einen hassen und den andern lieben oder er wird zu dem einen halten und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.
Lobet, ihr Knechte des Herrn,
lobt den Namen des Herrn!
Der Name des Herrn sei gepriesen
von nun an bis in Ewigkeit.
Erhaben ist der Herr über alle Völker,
über den Himmeln ist seine Herrlichkeit.
Wer ist wie der Herr, unser Gott,
der wohnt in der Höhe.
Wer ist wie er, der hinabschaut in die Tiefe,
auf Himmel und Erde?
Den Geringen richtet er auf aus dem Staub,
aus dem Schmutz erhebt er den Armen.
Um ihn wohnen zu lassen bei den Fürsten,
bei den Fürsten seines Volkes.
Die Kinderlose lässt er wohnen im Haus
als frohe Mutter von Kindern.
An diesem und weiteren fünf Sonntagen ist die zweite Lesung jeweils aus den Timótheusbriefen entnommen. Der 1. und 2. Timótheusbrief wie auch der Titusbrief sind als „Pastoralbriefe“ bekannt. Ihre Adressaten sind die Vorsteher bzw. „Hirten“ der christlichen Gemeinden (lat. pastores), nämlich die Mitarbeiter des Paulus, Timótheus und Titus. Der Verfasser identifiziert sich mit Paulus. Die neuere Forschung ist sich jedoch einig, dass die Pastoralbriefe nicht von Paulus selbst, sondern aus seiner Schule stammen. Mit der Erwähnung seines Namens als Verfasser wird diesen Briefen jedoch eine hohe Autorität verliehen. Sie wurden am Übergang vom 1. zum 2. Jahrhundert nach Christus geschrieben.
Timótheus, der langjährige Mitarbeiter des Paulus, ist von Paulus beauftragt, in der Gemeinde in Ephesus zu bleiben und ihr bei der Bekämpfung von Irrlehren zu helfen. In der heutigen Lesung geht es um Gottesdienstanweisungen. Bitten und Gebete, Fürbitten und Danksagungen sollen sich auf ALLE Menschen beziehen. Auch für die Herrscher und Machthabenden soll gebetet werden, damit sie ihre Macht zum Wohl von ALLEN einsetzten und so die Menschen ungestört und ruhig leben können. Denn es gibt nur einen Gott und nur einen Mittler zwischen Gott und Menschen, nämlich Jesus Christus, der sich als Lösegeld für ALLE hingegeben hat. Gott will, dass ALLE Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.
Bete auch ich für ALLE oder nur für mich? Ist Gott auch für mich Retter ALLER in Jesus Christus, der sein Leben für mich und für ALLE hingegeben hat?
Mira Stare ist Bibelwissenschaftlerin an der Kath.-Theol. Fakultät Innsbruck und Pfarrkuratorin in der Diözese Innsbruck.