Wort zum Sonntag
Das Propädeutikum ist das österreichweite verpflichtende Einführungsjahr für Männer, die Diözesanpriester werden wollen. Wie viele Seminaristen sind aktuell im Propädeutikum?
Regens Michael Münzner: Derzeit sind es drei aus ganz Österreich, aus unserer Diözese ist keiner dabei. Wie viele es nächstes Jahr sein werden, ist noch offen, aus Linz wird im September ein Seminarist kommen. Die Diözese Linz hat derzeit insgesamt sieben Seminaristen und zwei Gäste aus Nigeria, die ihr Theologiestudium absolvieren.
Warum gibt es so wenig Interesse am Priesterberuf?
Regens Münzner: Die Ursachen sind vielfältig, eine ist sicher, dass wir in einer säkularen Gesellschaft leben, in der vielfach schon die zweite Generation heranwächst, die keine intensive Verbindung mehr mit Kirche und Pfarre hat. Wie sollen daraus Leute kommen, die ihre berufliche Existenz in der Kirche sehen? Der Kreis derer, die für einen Priesterberuf infrage kommen, ist sehr klein geworden, und es wird zunehmend schwieriger. Dazu kommt, dass die Grundstimmung in der Gesellschaft der Kirche gegenüber nicht gerade positiv ist. Das Thema „Missbrauch“ trägt seit Jahren zu einem schlechten Klima bei.
Oft wird auch als Grund für den fehlenden Nachwuchs angeführt, dass die Rolle des Priesters in der Kirche nicht klar ist …
Regens Münzner: Von der kirchlichen Lehre her ist sie völlig klar, aber im gelebten Alltag manchmal nicht. Man sieht, dass Priester wenig Freizeit haben und im Gegenzug viele Termine. Der Rahmen schaut von außen betrachtet oft wenig attraktiv aus, aber was man an Schönem und Bereicherndem erlebt, lässt sich medial nicht verwerten, das ist wenig sichtbar und häufig erst zeitversetzt wahrnehmbar.
Wird die geplante Strukturreform der Diözese die Rolle und die Funktion des Priesters deutlicher erkennen lassen?
Regens Münzner: Auf der Ebene der Pfarre wird die Funktion des Priesters klarer werden, auf der Ebene der Pfarrgemeinde wird es schwieriger. Aber die Möglichkeit der Schwerpunktsetzung wird für Priester sicher attraktiv sein, denn die neue Struktur ermöglicht, dass ich verstärkt meine Charismen und Begabungen verwirklichen und ganz Seelsorger sein kann.
Die derzeitigen Seminaristen der Diözese Linz – was macht für sie den Priesterberuf anziehend?
Regens Münzner: Sie haben ein ehrliches Interesse daran, eine intensive Beziehung mit Gott zu leben, als Freund Gottes zu leben und im besten Sinn des Wortes ein „Geistlicher“ zu sein. Der Zug zum geistlichen Leben ist groß, aber gleichzeitig wollen sie mit ganzer Kraft für die Menschen da sein. So erlebe ich unsere Seminaristen, und das erfüllt mich mit Freude.
Wo wird Werbung für den Priesterberuf gemacht?
Regens Münzner: Ich bin auch Jugendseelsorger, und wo immer ich mit jungen Leuten unterwegs bin, sehen sie: So lebe ich als Priester. Die Frage nach dem Priesterberuf wird manchmal bei Tagen der Stille zum Thema, bei denen es um Lebensentscheidungen geht. Schade finde ich, dass nur mehr wenige Priester als Religionslehrer im Einsatz sind. Dort könnten Kinder und Jugendliche ungezwungen mit Priestern in Kontakt kommen.
Was wünschen Sie sich von Pfarrgemeinden im Hinblick auf Priesterberufungen?
Regens Münzner: In den Pfarren braucht es ein Klima, das kirchlichen Berufen und Priesterberufungen positiv gegenübersteht, und auch die Bereitschaft, junge Leute darauf anzusprechen: „Ich könnte mir vorstellen, dass du eine gute Religionslehrerin wärest.“ Oder: „Ich könnte mir dich als Priester vorstellen.“ Das macht jungen Leuten Mut. Von meinen Mitbrüdern weiß ich, dass viele ihren Dienst gerne und gut machen. Das darf man auch zeigen, und man soll sehen, dass es ein erfüllender Beruf ist. Ich wünsche mir, dass wir nicht jammern, sondern selbstbewusst unser Priestersein leben und positiv darüber reden.
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