Wort zum Sonntag
In der Reflexion über die Corona-Krise und die Seelsorge seien die richtigen Fragen derzeit wichtiger als Antworten, sagte Universitätsprofessor Pock vor rund 40 Seelsorger/innen, die am Thementag des Instituts für pastorale Fortbildung teilnahmen. Dabei betreffen diese Fragen die Kernbereiche, wenn es etwa heißt: Wozu braucht es die Kirche?
Pock erinnerte unter anderem an den ersten Lockdown, wo der Eindruck entstand, Kirche und Seelsorge seien nicht „systemrelevant“ (zumindest im Bereich von Betreuung und Pflege wurde dies später korrigiert). Es sei eine Erfahrung der Machtlosigkeit, wobei Pock differenzierte: Zwar sei vieles an Seelsorge aus verschiedenen Gründen nicht möglich gewesen, anderes aber sehr wohl. Nur sei es eben nicht sichtbar geworden.
Stark sichtbar war die Liturgie mit den übertragenen Eucharistiefeiern – das sei aber nur ein Teil der Seelsorge. Eine Erkenntnis von Pock lautet: „Es braucht die Förderung der Kompetenzen aller Christ/innen, selbst Seelsorgende zu sein.“ Schwierig war die Anregung zur Hauskirche während der Lockdowns: Einerseits brauche es dafür Ritualkompetenz, andererseits würde manchen Vorstellungen von Hauskirche nicht jene Pluralität der Familienformen zugrundeliegen, die es heute gibt, sagte Pock.
Eine neue Öffentlichkeit erreichten die Gottesdienste im Internet, wobei der Pastoraltheologe zwischen übertragenen Feiern und jenen unterschied, bei denen sich die Mitfeiernden im Internet treffen. Es seien Gottesdienstgemeinschaften im Netz entstanden, die physisch nie die Möglichkeit hätten, gemeinsam zu feiern.
Pock, der den Teilnehmer/innen viel Möglichkeit zum Einbringen eigener Erfahrungen gab, präsentierte Ergebnisse einer internationalen Seelsorgerumfrage nach dem ersten Lockdown (Contoc: Churches online in times of corona, 6.500 Teilnehmer/innen). Demnach habe die Corona-Situation neue Arbeitsroutinen gebracht und zur Kreativität ermutigt, gelitten habe aber die Zusammenarbeit über Gemeinde- und Konfessionsgrenzen hinweg. Zwar gebe es hohe Zufriedenheit mit digitalen Gottesdiensten, aber die Seelsorger/innen seien überzeugt, dass das kein Ersatz für Feiern mit physischer Anwesenheit sein könne.
Ein besonders wichtiger Punkt war für Pock das diakonische Wirken der Pfarren. Hier verwies er auf den Soziologen Hartmut Rosa, der gemeint hatte, es ginge nicht um Systemrelevanz, sondern um Lebensrelevanz. Die Kirchen sollten laut Rosa ihre Ressourcen für ein Leben der Gesellschaft als Solidargemeinschaft nutzen. Das solidarische Wirken der Kirche, so ergänzte Pock, werde gesellschaftlich sehr positiv wahrgenommen. «
Wort zum Sonntag
Turmeremitin Birgit Kubik berichtet über ihre Woche in der Türmerstube hoch oben im Mariendom Linz >>
Die KIRCHENZEITUNG bietet vielfältige Angebote für Pfarren:
Jetzt die KIRCHENZEITUNG 4 Wochen lang kostenlos kennen lernen. Abo endet automatisch. >>