Wort zum Sonntag
Es gibt kaum ein Dorf in Oberösterreich, in dem nicht eine Hubertuskapelle steht oder ein Gottesdienst zu seinen Ehren rund um seinen Festtag, dem 3. November, gefeiert wird. Die Jäger halten ihren Schutzpatron in Ehren. Wolfgang Marschall hat bei seiner „Zeitungspirsch“ über den zu untersuchenden Zeitraum bis 1900 hinausgeschaut und die Entdeckung gemacht, dass der Hubertuskult sich erst nach dem zweiten Weltkrieg – auf jeden Fall in Oberösterreich – so richtig verbreitet hat. Man kann von einem Boom sprechen, der bis heute anhält.
Der weiße Hirsch
Davor wurde eher die Heiligen Eustachius als Jagdpatron verehrt. Er war römischer Soldat in Kleinasien. Eines Tages begegnete ihm bei der Jagd ein weißer Hirsch, der in seinem Geweih ein strahlenumwobenes Kruzifix trug. Gleichzeitig hörte er die Stimme Christi. Daraufhin ließ sich Eustachius taufen. Weil er sich in der Folge weigerte, dem Kaiser zu opfern, erlitt Eustachius im Jahr 118 das Martyrium. Ausgehend von der Erscheinung eines Hirschen wurde er zum Patron der Jäger. Diese Erzählung, die ursprünglich eindeutig zu Eustachius gehört, wurde aber auch mit der Biografie des heiligen Hubertus (geboren 655) verbunden. Der Bischof von Maastricht in den Niederlanden hatte gute Verbindungen zu den Jägern im Ardennengebirge, respektierte und verchristlichte ihre Bräuche. Was lag näher, als auch Hubertus einen weißen Hirsch sehen zu lassen und ihn ebenfalls zum Patron der Jäger zu machen?
Heute wird die Legende als Hinweis auf die Heiligkeit allen Lebens und als Mahnung gedeutet, bei der Jagd respektvoll mit dem Wild umzugehen.
Im 19. Jahrhundert konnte der Abschuss eines weißen Hirsches oder einer Gämse mit der bedrohlichen Vorstellung verbunden sein, dass der Schütze innerhalb eines Jahres sterben wird. 1891 war dann in einer Innviertler Zeitung zu lesen, dass in Aflenz ein weißer Hirsch erlegt wurde. Doch Angst hatte niemand mehr: „Der glückliche Schütze war ein Bauer aus der Umgebung.“
Der Dritte im Bunde der Jägerpatrone ist der heilige Ägidius. Er lebte als Einsiedler und eine Hirschkuh nährte ihn mit ihrer Milch. Während einer Jagd flüchtete diese Hirschkuh zu Ägidius, der sich schützend vor das Tier stellte und versehentlich von einem Pfeil getroffen wurde. Da muss man um die Ecke denken, um Ägidius zu einem Jagdpatron zu machen. «
Zu Bild 2: Die Zeitung war der Oberjäger. Blatt und Schuss 1848. Wolfgang Marschall, ISBN 978-3-9504144-2-4, 190 Seiten, € 24,90. Zu beziehen über den OÖ. Jagdverband unter www.ooeljv.at
Der langjährige Lehrer am Gymnasium Ried und PR-Berater Wolfgang Marschall hat vier OÖ. Wochenzeitungen von 1848 bis etwa 1900 nach Jagdlichem durchforstet und viel Aufschlussreiches, Unbekanntes und Amüsantes zu Tage gefördert. Trotz Seitenknappheit nahm die Jagd in der Lokalpresse viel Platz ein. Denn seit der Revolution 1848 war die Jagd nicht mehr ausschließlich dem Adel vorbehalten, die Jagdfreiheit war für Bürger und Bauern ein Symbol bürgerlicher Freiheit.
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