Wort zum Sonntag
Dechant Alois Hofmann und Dekanatsassistentin Christa Meuwissen stellen für die KirchenZeitung das Dekanat vor und zeigen die Herausforderungen auf, vor denen die Pfarren stehen.
Wie lässt sich das Dekanat Molln kurz charakterisieren?
Christa Meuwissen: Das Dekanat weist eine sehr ländliche Struktur auf, mit ausgeprägtem Sinn für Gemeinschaft. So besteht zwischen den Dorf- und Pfarrgemeinschaften ein guter Zusammenhalt. Die Pfarre ist in aller Regel den Leuten ein Anliegen. Das zeigt sich an den Festen. Wenn zum Beispiel in Steinbach das Erntedankfest gefeiert wird, betrifft das das ganze Dorf und es wird nicht nebenbei von einem Verein noch eine weitere Veranstaltung angesetzt.
Alois Hofmann: Durch die ländliche Struktur ist der Kontakt der Pfarren zu den Vereinen recht unkompliziert. Das macht ein gutes Miteinander aus.
Meuwissen: So beteiligen sich an pfarrlichen Festen auch Fernstehende.
Hofmann: Wir sind ein überschaubares Dekanat mit sechs Pfarren, in dem zwei Pfarrer und ein pensionierter Priester tätig sind, auch zwei Pastoralassistentinnen mit geringem Stundenausmaß und zwei Diakone. Darüber hinaus gibt es in fünf der sechs Pfarren Seelsorgeteams. Die gemeinsame Verantwortung der Gläubigen wird bei uns gelebt. Das freut uns – umso mehr, weil wir damit bereits einen großen Schritt in Richtung Zukunftsweg der Diözese gegangen sind.
Was bedeutet die Corona-Pandemie für die Pastoral im Dekanat? Wie sind die Pfarren, vor allem in den Zeiten des Lockdowns, mit der Situation umgegangen?
Meuwissen: Jede Pfarre hat die Herausforderungen auf ihre eigene Weise bewältigt. Eins kann man aber mit Sicherheit sagen: Die Pfarrgemeinschaften sind nicht zerbrochen, manches ist sogar gewachsen – wenn ich etwa an die Besinnungs-Wege an den Feiertagen in Steinbach, Grünburg oder Leonstein denke.
Hofmann: Auch die neuen Techniken haben an Bedeutung für die Pastoral gewonnen.
Meuwissen: In einigen Pfarren haben wir Whatsapp-Gruppen mit knapp hundert Interessierten, die vielfach auch Multiplikatoren und Multiplikatorinnen sind. Gerade in der Fastenzeit und in der Karwoche gab es in diesen Medien spirituelle Impulse.
Hofmann: Aber trotz aller Bemühungen, mit der Situation gut umzugehen und ihr etwas abzugewinnen: Corona tut weh. Schon ein Jahr lang gab es kein Pfarrcafé mehr, das gemeinsame Singen im Gottesdienst ist eingeschränkt und die Begräbnisse sind ein großes Problem. Die Vorschriften ließen nicht zu, dass man gut Abschied nehmen konnte.
Wie schätzen Sie die Situation der sogenannten Gewohnheitschristen ein? Haben sich diese vom Gottesdienstbesuch entwöhnt?
Hofmann: Für manche ist es sicher bequem geworden, am Sonntag nicht zum Gottesdienst zu gehen.
Meuwissen: Ich habe den Eindruck, dass sie wiederkommen. Ich sehe nicht schwarz. Jemand hat mir gesagt: „Solange es den Kirchenwirt gibt, komme ich auf jeden Fall am Sonntag zur Messe.“ Natürlich war das im Spaß gesagt, aber es steckt sehr Bedenkenswertes drinnen. Glaube und Leben, Glaube und Gemeinschaft gehören zusammen. Darauf müssen wir sehr achten.
Hofmann: Man muss sehen, ob und wie viele wiederkommen. Es konnten auch keine Pfarrfeste stattfinden. Jetzt braucht man sogar ein eigenes Sicherheitskonzept, das von der Bezirkshauptmannschaft genehmigt werden muss, wenn sich zehn Leute im Freien versammeln wollen. Die strengen Vorschriften und die Unmöglichkeit, vorauszusehen, wann sie wie gelockert werden, sind auch der Grund, warum wir das Visitationsprogramm nur sehr reduziert gestalten konnten.
Was werden Sie dem Herrn Bischof bei der Visitation sagen?
Hofmann: Ich werde ihm Danke sagen für seine Leitung der Diözese und vor allem für die Art und Weise, wie er für uns Bischof ist. Auch dafür, dass er es gewagt hat, den Zukunftsweg für die Diözese in Kraft zu setzen, möchte ich ihm danken, ebenso für viele Wege, die er eröffnet hat, wie die Tauferlaubnis für Laien.
Den aufrichtigen Dank werde ich aber mit dem Wunsch verbinden noch einiges an Mut aufzubringen. Denn es braucht noch einiges mehr an Wegen in die Zukunft und in der Zukunft. Auch wenn sich nicht alles an anstehenden Fragen in der Entscheidungsvollmacht des Bischofs befindet, muss die klare Botschaft nach Rom lauten, dass einiges so nicht weitergeht. Zum Beispiel tut es an der Basis weh, dass die Eucharistie in den Pfarren nicht gesichert ist. Das ist unserer Kirche nicht würdig.
Meuwissen: Mich erfüllt mit Sorge, dass die Seelsorger-Kollegen im geweihten Amt im Alter so viel schultern müssen. Alten Priestern werden sehr fordernde Aufgaben zugemutet.
Hofmann: Ich bin im 68. Lebensjahr. Dieses Maß an Verantwortung, das ich für mehrere Pfarren habe, in diesem Alter zu schultern, ist eigentlich nicht normal.
Was wird der „Zukunftsweg“ der Diözese für das Dekanat bringen?
Hofmann: Er wird in einem ersten Schritt einmal die Dekanatsgrenzen massiv verändern. Das Dekanat wird um Sierning, Sierninghofen, Schiedlberg und Aschach an der Steyr deutlich größer. Wenn man in die Geschichte schaut, hat es das aber schon einmal gegeben. Sierning war einst die Mutterpfarre für die gesamte Region Steyrtal.
Meuwissen: Die neuen Dekanatsgrenzen treten bereits mit Herbst 2021 in Kraft und wir werden uns bemühen, dass wir nach und nach zusammenwachsen. Ein erster Schritt soll ein Treffen aller hauptamtlichen Seelsorgerinnen und Seelsorger beim Heurigen sein. (beide lachen) Was die Umwandlung des Dekanates dann in eine „Pfarre neu“ betrifft, wollen wir nicht bei der Pioniergruppe sein. Da brauchen wir noch ein wenig Zeit.
Worauf freuen Sie sich, wenn Sie an die Visitation denken?
Hofmann: Ich habe schon mehrere Visitationen erlebt. Alle waren sehr positiv. Ich wünsche mir, dass sie auch diesmal eine Anerkennung für die Menschen im Dekanat und eine Wertschätzung aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist. «
Hintergrund
Von Sonntag, 6. Juni 2021 bis 13. Juni kommt Bischof Manfred Scheuer zur „Visitation“ in das Dekanat Molln. Eine Visitation gehört zu den Aufgaben eines Bischofs. Visitation ist nicht in erster Linie Kontrolle, sondern ein Besuch mit Gottesdiensten, Begegnungen und Meinungsaustausch. Zum Dekanat Molln gehören die sechs Pfarren: Molln, Frauenstein, Leonstein, Grünburg, Steinbach an der Steyr und Waldneukirchen. Das Programm der Visitation wurde durch die Corona-Pandemie stark eingeschränkt. Auf den Seiten 6 bis 9 der KirchenZeitung wird das Dekanat kurz präsentiert.
Begleitet wird Bischof Scheuer von Bischofsvikar Wilhelm Vieböck und Generalvikar Severin Lederhilger. Die Visitatoren feiern in den jeweiligen Pfarren Eucharistie, darüber hinaus gibt es eine Pastoralkonferenz, Treffen mit Seelsorgeteams, Religionslehrer/innen, der Dekanatsratsleitung und den Bürgermeistern der Region.
Moment
Dekanat Molln. Aus einem diözesanen Zukunftsprozess Ende der 1990er Jahre sind mit Unterstützung des Pastoralamts Linz im Dekanat Molln sogenannte „Seelsorgeteams“ entstanden. Im Herbst 2002 wurden die ersten Teams gesendet, mit Ausnahme von Pergkirchen alle in der Region um Molln. Regionaldiakon Carlo Neuhuber hat die Idee und die Teams selbst wesentlich mitentwickelt: Ehrenamtliche Mitarbeiter/innen übernehmen Teilbereiche der Pfarrseelsorge, sodass in Summe die vier Grundfunktionen einer Pfarre (Gemeinschaft, Verkündigung, Liturgie und Caritas) lebendig bleiben, auch wenn kein Priester oder hauptamtlicher Seelsorger mehr vor Ort ist. Das Modell „Seelsorgeteam“ wurde zu einem Pionier-Projekt, das im gesamten deutschen Sprachraum Standards gesetzt hat. Die Seelsorgeteams bilden künftig auch das Rückgrat der neuen Pfarrstruktur der Diözese Linz.
Zu Bild 2
Der überwiegende Teil des Dekanates Molln ist landschaftlich vom Steyrtal geprägt: von der Steyr mit dem beeindruckenden „Steyrdurchbruch“, den Wiesen entlang des Flusses und den Wäldern, die an den Hängen der Voralpen emporwachsen.
Wort zum Sonntag
Turmeremitin Birgit Kubik berichtet über ihre Woche in der Türmerstube hoch oben im Mariendom Linz >>
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