Wort zum Sonntag
Der 1910 zum Priester geweihte Matthias Spanlang war ein genialer Rhetoriker, seine Geselligkeit und sein Engagement bei den Vereinen bescherten ihm schnell große Popularität bei der Pfarrbevölkerung. Sein teilweise rüpelhaftes Verhalten und sein ausgeprägtes Selbstbewusstsein war hingegen gerade bei der Obrigkeit nicht gern gesehen.
Pfarrer Matthias Spanlang wurde am 15. März 1938 quasi vor Publikum abgeführt und im Kreisgericht Ried inhaftiert. Hauptgründe für seine Verhaftung waren seine Presseberichte „Aus dem Antiesental”, die Auffindung von Waffen im Pfarrhof sowie seine Funktion als Obmann im Christlich-deutschen Turnerverein. Vom Kreisgericht Ried weg wurde Matthias Spanlang in das Konzentrationslager Dachau gebracht. Knapp eineinhalb Jahre später kam es zur Überstellung ins KZ Buchenwald. Am 28. Mai 1940 wurden dort die beiden Priester Otto Neururer und Matthias Spanlang in den gefürchteten Bunker geworfen. Der Grund dafür dürfte eine geheime Taufe gewesen sein.
Laut Sterbeurkunde des Standesamtes Weimar ist Pfarrer Spanlang am 5. Juni 1940 um 11:55 Uhr 55 an plötzlicher Herzschwäche verstorben. Zu diesem Zeitpunkt wog er nur noch 45 kg - bei seiner Einlieferung ins KZ 120 kg.
Die Gedenkmesse hätte ursprünglich im vergangenen Jahr zum 80. Todestag stattfinden sollen, musste jedoch coronabedingt auf heuer verschoben werden. So wie St. Martins Pfarrer Francis Jophy ist es auch Bischof Manfred Scheuer ein Anliegen, die Biografie und das Glaubenszeugnis von Matthias Spanlang einer größeren Öffentlichkeit bekannt zu machen: „Sein Leben, sein Widerstand, seine Frömmigkeit, sein Leiden geben auch heute zu denken und zu glauben.“
Seitens der Marktgemeinde St. Martin i.I. nahm Bürgermeister Hans Peter Hochhold an der Gedenkfeier statt. Neben Dankesworte an alle Beteiligten fand er auch mahnende Worte zur Wachsamkeit, „da,“ so Hochhold mit Blick Richtung der aktuellen Ereignisse in Belarus, „es auch noch heute quasi vor unseren Augen dazu kommt, dass regierungs- oder regimekritische Personen gewaltsam aus dem Verkehr gezogen werden.“
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