Wort zum Sonntag
Inwiefernt hängt das Bild, das von Frauen in kirchlichen Lehrdokumenten gezeichnet wird, mit der Frage der Gleichberechtigung zusammen?
Angelika Ritter-Grepl: In den kirchlichen Lehrdokumenten kommt ein spezifisches Bild von Frauen vor. Die Frau hat demnach bestimmte Eigenschaften, die grundsätzlich gut sind, aber sie wird damit in eine „Model“, eine Vorlage gezwängt: etwa Frauen sind besonders beziehungsfähig, opferbereit und hingebungsvoll zum Dienen ausgerichtet. Viele dieser Eigenschaften, die der Muttergottes zugeschrieben werden, werden auf Frauen projiziert, Frauen werden auf diese Eigenschaften reduziert. Das Problem dabei ist, Frauen wird damit ein bestimmter Genius zugeschrieben –„So sind Frauen, so haben sie zu sein“. Wir wissen aber vom heutigen Stand der Geschlechterforschung, dass es diesen Genius nicht gibt. Es entstammt einem überholten Frauenbild aus dem 19. Jahrhundert.
Welche Folgen hat das für die Rolle und Aufgaben der Frau in der Kirche heute?
Ritter-Grepl: Frauen werden damit bis heute bevormundet. Das beschränkt unsere Freiheit, die wir als Abbild Gottes haben. Frauen sind vielfältig. Wenn zudem damit begründet wird, dass Frauen und Männer verschieden seien, dann scheint es in weiterer Folge gerechtfertigt, dass gleiche Würde nicht gleiche Rechte bedeuten. Hier unterscheiden sich Staat und Kirche.
Wir leben im 21. Jahrhundert. Was ist zu tun?
Ritter-Grepl: Die Kirche muss sich von dieser Geschlechterkonstruktion aus dem 19. Jahrhundert verabschieden. Mann- und Frau-Sein wird durch gesellschaftliche und kulturelle Verhältnisse bestimmt. Gleichberechtigung bedeutet Gleichstellung von Männern und Frauen. Die Kirche hat weltweit großen Einfluss. Wenn Frauen trotz gleicher Würde nicht die gleichen Rechte haben, hat das auch Auswirkungen auf die Gesellschaft. Die Diskriminierung der Frau wird fortgeschrieben. Hier muss sich die Kirche ändern.«
Bild: Angelika Ritter-Grepl ist Vorsitzende der kfb Österreichs. Als Referentin der Severinakademie sprach sie am 18. Jänner zum Thema: „Alles hängt mit allem zusammen. Die Kirche und die tüchtigen Frauen.“ Michael Grössinger
Mehr zum Thema Der Papst verankerte Mitte Jänner die lange bestehende liturgische Praxis, dass Frauen die Kommunion spenden oder Ministrantinnen sein dürfen, im Kirchenrecht. Was bedeutet das für mögliche weitere Reformschritte in der katholischen Kirche? Erlaubt der Papst nun den Frauen gar den Zugang zum Amt des Diakonats? Die KirchenZeitung hat nachgefragt.
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