Wort zum Sonntag
Touristen kommen und gehen. Für Beherbergungsbetriebe und ihre Beschäftigten bedeuten sie Einkommen und somit Unterhalt. Gar nicht wenige besuchen die Kirchen, kommen sogar zu Gottesdiensten. Auf den ersten Blick scheint eine Pfarre wenig von diesen Gästen zu haben. Mitarbeiter/innen wird man kaum aus ihren Kreisen gewinnen können. Die Arbeit und die Sorge, dass alles schön hergerichtet ist, bleibt bei den Heimischen.
Franz Trinkfaß ist Pfarrer von Gmunden-Ort – in einem der touristischen Aushängeschilder Österreichs: Rund 350 standesamtliche Trauungen werden jedes Jahr in der Kulisse von Schloss Ort gefeiert. Und 50 bis 70 kommen auch noch in die Kapelle oder Kirche zur Trauung oder um ihre Beziehung segnen zu lassen.
Ein Aufwand, eine zeitliche Belastung ist das für Pfarrer Trinkfaß sehr wohl, nicht jedoch eine, die er gerne los wäre. Im Gegenteil. Man soll diese Menschen nicht als „Hochzeitstouristen“ geringschätzen, meint er, die Kirche sollte mit ihrer Seelsorge für diese Menschen da sein.
So versucht der Priester, sich auf die Menschen einzulassen, die kommen: Sommergäste wie Menschen, die heiraten wollen, und deren Gäste bei der Feier. „Ich habe noch keinen Einzigen entdeckt, der in die Kirche gekommen ist und nicht auch ein spirituelles Anliegen mitgebracht hätte“, erzählt er aus seinen neun Seelsorgerjahren am Traunsee. Man dürfe den Menschen auch nicht zu viel zumuten, etwa, dass sie selbst dafür sorgen müssten, einen Seelsorger für ihre Trauung zu finden. Ein Organisationsproblem der Kirche soll man nicht auf die Leute abschieben, nimmt Trinkfaß die Hochzeiter in Schutz. Auch dafür, dass sie ihre Hochzeit an einem besonders schönen Ort feiern wollen, hat er Verständnis. Anders als die Taufe wäre ja die Hochzeit kein „Eintritts-Sakrament“ in die Kirche. Dass die Beziehung zur Pfarre für viele sehr lose ist, sei eine Realität, die man akzeptieren müsse.
„Ich mache das gerne“, sagt Trinkfaß, auch wenn er sich um all das Organisatorische selbst kümmern muss. Es sind Begegnungen und Gespräche, die ihm selbst wertvoll geworden sind. Wenn Kirche sich bemüht, auch „Fernstehende“ zu erreichen, dann sollte man ihnen auch entgegenkommen. Nur selten käme es vor, dass jemand nicht kompromissbereit wäre.
Touristen und Seelsorge, das ist eine Chance, meint Trinkfaß. Man darf sich freilich keinen Profit für die Kirche erwarten. Kirche ist ja für die Menschen da, nicht umgekehrt. Und die Herzen der Menschen sind gerade in dieser Zeit sehr weit und offen. Mit 1. September wird Franz Trinkfa seinen Dienst in Ort beenden, um dann Seelsorger in Altmünster, Traunkirchen und Neukirchen zu sein. Auch dort wird es Gäste geben.
Zur Sache
Dekanat Gmunden
Traunstein
Der Traunstein mit seinen 1691 Metern Höhe ist der „Wächter des Salzkammergutes“. Seit 1950 befindet sich darauf weithin sichtbar, das zehn Meter hohe Heimkehrer-Kreuz von Oberösterreich.
Am 20. August 1950 stiegen rund 3000 Kreuzpilger zum Gipfel auf, um die Weihe des Traunstein-Kreuzes durch Diözesanbischof Dr. Franz Zauner zu erleben. Seitdem findet jährlich die Traunsteinmesse statt. Dabei wird für die Opfer der Kriege und die in den Bergen Verunglückten gebetet.
Brauchtum am See
Der Liebstatt-Sonntag wird in Gmunden stets am 4. Fastensonntag begangen. Seit 1641 mühte sich die „Corpus-Christi-Bruderschaft“ in Gmunden um eine Vertiefung des religiösen Lebens in der Stadt und gab am 4. Fastensonntag bei ihrer jährlichen Hauptversammlung das Gelöbnis der Glaubenstreue und der brüderlichen Liebe – auch genannt „Liab b´statten“.
Der Glöcklerlauf am Vorabend zu Dreikönig ist einer der eindrucksvollsten Bräuche des Salzkammergutes. Die ersten Glöckler liefen in dieser „Raunacht“ mit einfachen Spitzkappen, um die „bösen Geister zu vertreiben“. In sogenannten „Passen“ – Gruppen von 10 bis 25 Läufern – werden auf öffentlichen Plätzen und um Häuser Formationen gelaufen.
Die Caritas kommt ins Haus
„Da kann man halt nichts machen, ist der gottloseste aller Sätze“, meint Dorothee Sölle. Genau darum geht es immer wieder: Sich berühren lassen und helfen. Die vielen Engagierten in den Pfarren leben dies täglich, sei es in Angeboten für Familien, im Besuchsdienst für einsame und kranke Menschen, in der Unterstützung von in Not geratenen Menschen, aber auch in der Hilfe bei Naturkatastrophen wie die Hochwässer 2013 in Gmunden und im letzten Jahr in Laakirchen und Lindach.
Eine wichtige Einrichtung und Anlaufstelle ist die Caritas im Dekanat Gmunden. Ob es nun um mobile Familienhilfe, um Sozialberatung oder um die RegionalCaritas – als Ansprechperson für die unzähligen Freiwilligen und Engagierten in den Pfarren – geht. Die Regional Caritas nimmt den Auftrag des Papstes als Grundlage: „Geht hinaus zu den Menschen und ermutigt sie“. Außerdem betont sie immer wieder die Verantwortung der Sorge und Hilfe für benachteiligte Menschen.
Familiendienste. Die Mobilen Familiendienste kommen in allen Gemeinden im Dekanat ins Haus und unterstützen bei der Kinderbetreuung und im Haushalt, wenn Hilfe gebraucht wird – zum Beispiel wenn die Mutter erkrankt oder überlastet ist, bei Mehrlingsgeburten oder auch beim Tod eines Elternteils. Die Familienhelfer/innen verfügen über eine qualifizierte Ausbildung.
Kontakt-Tel. 07612/908 20
Sozialberatung. Die Caritas-Sozialberatung in Gmunden ist Anlaufstelle für Menschen in Notlagen. Sie bietet Beratung, um mit den Menschen einen langfristigen Weg aus der Krisensituation zu finden und leistet Hilfe zur Überbrückung der akuten Notlage – mit Lebensmittel- und Bekleidungsgutscheinen.
Wort zum Sonntag
Turmeremitin Birgit Kubik berichtet über ihre Woche in der Türmerstube hoch oben im Mariendom Linz >>
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