Wort zum Sonntag
Wäre – wie es ursprünglich vorgesehen war – über den Zukunftsweg der Diözese Linz bereits am letzten Samstag abgestimmt worden, hätte es wohl eine breite Zustimmung gegeben. Das zeigte das zwischendurch erhobene Stimmungsbild. Noch wird aber weiterberaten, und am Samstag,
25. Jänner 2020 wird das aus über 200 Personen bestehende Diözesanforum erneut zusammentreffen, um dem Bischof und der Diözesanleitung die Empfehlung mitzugeben: Zukunftsweg ja – oder doch eher nicht?
Beim Forum am Freitag, 15. und Samstag, 16. November ging es noch einmal um die Präzisierung der Ziele. Generaldechant Slawomir Dadas zeigte am Beispiel des jetzigen Dekanates Freistadt auf, wie die künftigen 15 Pfarrgemeinden in der neuen Pfarre zusammenarbeiten könnten, wie die laut Plan vorgesehenen Priester zum Einsatz kommen, dazu die weiteren Seelsorgerinnen und Seelsorger. Ebenso wurde erläutert, wie das Pfarrleitungsteam und die Leitungsteams in den Pfarrgemeinden zusammenarbeiten werden. Noch einmal wurden Anregungen eingeholt. Dadas legte auch dar, wie andere pastorale Orte – etwa Altenheim und Krankenhaus, aber auch im Pfarrgebiet vorhandene Ordensgemeinschaften – eingebunden sein werden. In jeder Pfarrgemeinde wird es zumindest eine sonntägliche Gottesdienstfeier geben, in jeder Pfarrgemeinde wird auch eine hauptamtliche Person mitarbeiten. Es wird Orte mit besonderen Angeboten
geben.
Das ist eines der Anliegen, die beim Forum vorgebracht wurden: Die Seelsorgerinnen und Seelsorger – ob Priester oder Nichtgeweihte – sollen sich nicht zwischen vielen kleinen Anstellungsverhältnissen aufreiben müssen. Der Seelsorgeberuf müsse attraktiv bleibenDie Antwort: Eher werden sie als Seelsorgerinnen der Seelsorger möglichst Vollzeit angestellt sein, jedoch mit einer vielfältigen Aufgabenbeschreibung.
Franz Gruber war federführend bei der Entwicklung der Leitlinien für den Zukunftsweg tätig. Diese, betont er, setzen den Akzent auf die Menschen, welche die Kirche prägen. „Wir wollen nicht mit Programmen, sondern mit Menschen arbeiten.“ In der Kirche käme es vor allem auf Kontakt und auf Beziehung an.
Beim Forum wurden keine neuen Maßnahmenvorschläge vorgelegt. Die Diözese will den künftigen 40 Pfarren nicht mit zu erfüllenden Maßnahmen entgegentreten. Sie traut den Pfarren selbst zu, die für ihre Herausforderung nötigen Schritte und Formen selbst zu finden. Von der Diözese werden im Rahmen des Zukunftsweges Vorschläge und Richtlinien ausgearbeitet und angeboten – aber nicht verordnet.
Der Zukunftsweg will Menschen unterstützen, die „Quellen des Glaubens zu pflegen und sie immer wieder neu zu suchen und zu entdecken“. Die geistigen Wurzeln der Kirche sollen genährt werden. Christus steht dabei als Quelle und Begleiter in der Mitte.
Der Zukunftsweg will die Kirche dazu bringen, „nahe bei den Menschen und wirksam in der Gesellschaft zu sein“. Das sei mit einer Haltung der Solidarität zum Wohl aller Menschen verbunden. „Wir engagieren uns für die Entwicklung der Gesellschaft, die auf Frieden, Gerechtigkeit und der Bewahrung der Schöpfung aufbaut und das politische Handeln nach diesen Prinzipien beurteilt und fördert.“
Dritter Schwerpunkt ist die Qualität des kirchlichen Handelns, nämlich in der Art und Weise, wie das Miteinanderleben, -feiern und -handeln gestaltet wird. In zeitgemäßen Strukturen soll der Auftrag des Evangeliums weiterentwickelt werden.
Franz Gruber betont: Die Herausforderung bestünde in der Kommunikationsfähigkeit. „Du bist anders – und dennoch haben wir etwas Gemeinsames“, beschreibt Gruber die Grundhaltung. Es dürfe nicht – wie in anderen religiösen Gruppierungen – darum gehen, Vielfalt auf Einheit zu reduzieren, sondern Einheit in einer breiten Vielfalt zu gestalten.
Was die finanzielle Ausstattung der künftigen Pfarren und Pfarrgemeinden betrifft, betonte Slawomir Dadas: Keine Pfarrgemeinde werde künftig finanziell besser oder schlechter gestellt sein als bisher. Wo ein finanzieller Mehraufwand notwendig sei, würde er im Bereich der zentralen Ämter eingespart und ebenso, indem Priester ab 78 Jahren aus der Priester-Pensionskasse bezahlt würden, auch wenn sie noch tätig seien. «
Ämterreform. Nach der Reform der Pfarrstrukturen steht ein Reformprozess für die diözesanen Ämter und Einrichtungen an. Generalvikar Severin Lederhilger wird die entsprechende Projektgruppe leiten.
Die Entscheidung. Bei einem vierten Diözesanforum am Samstag, 25. Jänner 2020 wird von den Delegierten ein Votum abgegeben. Danach wird sich der Bischof mit dem Konsistorium beraten und bis Ende Februar 2020 eine Entscheidung darüber treffen.
Die inhaltlichen Schwerpunktsetzungen der Katholischen Kirche in Oberösterreich aus den Themenfeldern des Zukunftsweges werden bis Pfingsten 2020 festgelegt. Pastoralratsvorsitzender Wolfgang Froschauer wird diesen Prozess leiten.
Pilgertag zu Pfingsten. Am Pfingstsamstag, 30. Mai 2020 werden im Rahmen eines großen Pilgertages die bisherigen Ergebnisse des Zukunftsweges öffentlich vorgestellt und schließlich wird die Umsetzung eingeleitet.
Umsetzung. Ab Herbst 2020 könnten etwa fünf Pfarren mit der Umstellung beginnen. Jährlich könnten bis 14 Pfarren folgen. Bis 2026 könnte der Prozess abgeschlossen sein.
„Die Ordensgemeinschaften tragen den Zukunftsweg der Diözese Linz mit“, betonte Abt Reinhold Dessl vom Stift Wilhering als Sprecher der Ordensgemeinschaften. Es gebe auch keine Alternative zu diesem Weg, „auch wenn wir nicht wissen, wie das personell zu machen sein wird“. Das Prinzip, global (als Pfarren) und regional (in den Pfarrgemeinden) verankert zu sein, sei ein gutes Prinzip, so Dessl. Klöster seien Orte der Sendung: „Wir bieten uns als Orden mit unseren Klöstern an, diese als Quellen zu entdecken.“
„Ich hoffe, dass wir unser Leben und das Leben der Kirche letztlich als Heilsgeschichte Gottes mit uns buchstabieren können und das Gute dankbar wahrnehmen.
Ein Grundwort ist dabei die „Konversion“ – das meint Umdenken, aber auch Bekehrung. Wir brauchen die ökologische Bekehrung, die kulturelle Bekehrung. Wir haben sehr unterschiedliche Kulturen in unserem Land. Es braucht soziale Bekehrung und die spirituelle Bekehrung. Unser Weg wird nie Frucht bringen, wenn wir uns nicht bekehren.
Die Zeit, sagt Papst Franziskus (...), ist wichtiger als der Raum. Es geht nicht darum, Räume zu besetzen, Interessen durchzusetzen, Strukturen zu festigen, sondern Prozesse zu entwickeln im Vertrauen darauf, dass wir von Gott in eine gute Zukunft geführt werden. Ich wünsche uns das gute Vertrauen, dass wir dabei begleitet und geführt werden, und ich wünsche uns auch eine selbstkritische Haltung, die damit rechnet, wir könnten auch manchmal auf dem Holzweg sein.“
Bischof Manfred Scheuer
in seiner Eröffnungsansprache
Wort zum Sonntag
Turmeremitin Birgit Kubik berichtet über ihre Woche in der Türmerstube hoch oben im Mariendom Linz >>
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