Wort zum Sonntag
„Mich fasziniert, an einem Ort Gottesdienst feiern zu können, wo sich seit etwa 1.700 Jahren durchgehend Gläubige versammelt haben“, sagt Harald Prinz, Pfarrassistent von Enns-Lorch. „Natürlich darf man das nicht pathetisch überfrachten, aber es ist schon berührend, an einem solchen Ort zu stehen.“ Wer in die Pfarrkirche von Lorch, in die Basilika St. Laurenz, eintritt und vom Kirchenschiff in die Ausgrabungen aus Römerzeit und des Frühmittelalters hinabsteigt, kommt den Anfängen des Christentums in Österreich zum Greifen nahe.
Man steht in einem römischen Saal mit einer Apsis, in den in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts eine Heizung eingebaut wurde und den man Ende des 4. oder Anfang des 5. Jahrhunderts zu einem Gottesdienstraum – die erste frühchristliche Kirche – umfunktionierte. Die Besucher:innen der Ausgrabungen befinden sich damit in jenem Bereich, wo der heilige Florian und seine „Vierzig Gefährten“ einst verehrt wurden.
Die Märtyrerakten über Florian berichten, dass unter Kaiser Diokletian (Regierungszeit 284–305) eine große Christenverfolgung losgebrochen war, weil Christen sich geweigert hatten, vor Götter- und Kaiserbildnissen Weihrauchopfer darzubringen. Florian, der zu dieser Zeit im heutigen St. Pölten lebte und als ehemaliger hoher Beamter auf seinen Einfluss beim Statthalter vertraute, wollte den in Lauriacum (Lorch) eingekerkerten Mitchrist:innen zu Hilfe kommen. Er wurde aber selbst gefangen genommen und am 4. Mai 304 in der Enns ertränkt.
Florian ist heute der erste namentlich bekannte Märtyrer auf österreichischem Gebiet. Seine Mitchrist:innen wurden am selben Tag im Gefängnis umgebracht. Die Christenverfolgung ebbte bald ab, 313 wurde das Christentum zur erlaubten Religion. Die Gebeine der Märtyrer:innen kamen später in einen Steintrog. Über ihrem Grab mit den Knochenreliquien wurde eine erste Kirche gebaut (um 400). Diese wurde mehrmals erweitert, wie man in den Ausgrabungen sehen kann.
In der Ausstellung zwischen den römischen Mauern werden auch Objekte präsentiert und erklärt, die vor Ort gefunden wurden. Seit 1968 befindet sich der Steintrog mit den Reliquien im Altar der Basilika, der nun der zentrale Ort der Verehrung der „Märtyrer:innen von Lorch“ ist.
Detail aus dem „Floriantor“
Das von Peter Dimmel 1970 geschaffene „Floriantor“ erzählt die Geschichte der ersten Christ:innen von Lorch. Ein weiteres Tor erinnert an die Lebensgeschichte des heiligen Severin, der sich rund 150 Jahre nach Florian in Lorch aufgehalten hat. „Ein Heiliger für unsere Zeit“, nennt ihn Pfarrleiter Harald Prinz: „Er war ein echter Brückenbauer“.
Pfarrleiter Harald Prinz im Kellergeschoß der Basilika von Lorch vor einem römischen Opferaltar, der in der Nähe der Kirche gefunden wurde.
In einem römischen Gräberfeld in Enns wurde beim Skelett einer jungen Frau ein Bronzering gefunden, der mit dem Christusmonogramm geschmückt war. Der Ring wird um das Jahr 380 datiert und weist die Trägerin als Christin aus. Er ist ein beeindruckendes Glaubenszeugnis aus der Anfangszeit des Christentums in Österreich. Im Bild oben ist eine Nachbildung zu sehen, wie sie im Severinhaus der Pfarre Lorch zum Verkauf angeboten werden.
Für Gruppen ab 5 Personen sind zu jeder Tageszeit Führungen durch die Ausgrabungen möglich. Ein neues Highlight, dem man auch von zuhause aus folgen kann, ist der virtuelle Rundgang durch die Basilika St. Laurenz.
Anfrage Führungen: Pfarre Enns-St. Laurenz, Lauriacumstraße 4, 4470 Enns
Tel. 07223 822 37
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