Wort zum Sonntag
„Natürlich ist die Sprache das Schwierigste. Die Bedeutung der Sprache für die Pastoral kann man gar nicht zu viel betonen“, stellt Pfarrer Paulinus klar. Dann beginnt er aber zu schmunzeln und fügt hinzu: „Fast genauso schwierig wie Deutsch ist der Winter. Einfach furchtbar. Aber man gewöhnt sich natürlich daran.“ In seiner Heimat im Südosten Nigerias fällt das Thermometer nie unter zwanzig Grad.
In der Diözese Linz arbeiten 27 Priester aus Afrika, 17 davon aus Nigeria, eine Handvoll aus Uganda, der Rest aus einzelnen Ländern des Kontinents. Zusätzlich sind zwei nigerianische Priester hier, die gerade Deutsch lernen. Seit vielen Jahren sind Priester aus Afrika in der Diözese Linz tätig, in letzter Zeit haben sich aber mehr und mehr Leitlinien für ihren Einsatz herauskristallisiert. Einladungen an afrikanische Priester werden nur mehr für die Pastoral ausgesprochen. Dass jemand neben der Pfarrarbeit ein Doktoratsstudium mache, habe sich nicht bewährt, erläutert Martin Füreder von der Personalstelle der Diözese. Ebenso sei keine endgültige Aufnahme (Inkardination) afrikanischer Priester in die Diözese vorgesehen, auch wenn die Einsatzzeiten bis zu ein Jahrzehnt und mehr dauerten.
Die Diözese Linz wird sich künftig auf Priester aus Nigeria konzentrieren, weil damit deren Begleitung einfacher zu bewerkstelligen ist. Auch wenn es in Nigeria Seminare mit Hunderten Priesterstudenten gebe, könne die Diözese nicht unbeschränkt afrikanische Priester einladen. „Wir haben für jeden einzelnen Verantwortung und die Zahl der Lehrplätze ist begrenzt“, so Füreder. Er sei für den Dienst der afrikanischen Priester sehr dankbar, betonte Bischof Manfred Scheuer anlässlich seiner Afrikareise im Sommer, die Lösung des Priestermangels in der Diözese könne ihr Einsatz dennoch nicht bringen.
Pfarrer Paulinus ist seit knapp 15 Jahren in Österreich tätig, 1995 wurde er in Awka (Nigeria) zum Priester geweiht, verließ aber nach zwei Jahren Kaplanszeit seine Heimatdiözese und wurde Missionar im eigenen Land. Er ging nach Lagos – in die mit 18 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern größte Stadt Nigerias. In seiner damaligen Pfarre, in der er als Kurat eingesetzt war, kamen Woche für Woche 30.000 Menschen zum Sonntagsgottesdienst. Sechsmal pro Wochenende war die Kirche mit 5.000 Sitzplätzen übervoll.
Natürlich war die Anzahl der Kirchenbesucher/innen in Österreich für Pfarrer Paulinus ein Schock, doch umgehend folgt ein lautes Aber: „In Nigeria ist der Pfarrer alles, hier übernehmen viele Verantwortung und die Pfarre wird gemeinsam getragen. Das ist viel besser.“ Er ist um die Ehrenamtlichen froh: „Ohne die geht’s nicht.“
Wenn er Nigeria mit Österreich vergleichen soll, will er die Jugend nicht aussparen. Die jungen Leute fehlte in der Kirche. „Wir haben in Hartkirchen einen Jugendchor. Das ist für mich eine große Ermutigung“, betont er. „Aber wir feiern oft Jugendmessen ohne Jugendliche.“ Hier sieht man auch Pfarrer Paulinus, der so gern lacht und mit seinem Optimismus die Menschen ansteckt, die Ratlosigkeit an. «
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