Christian Landl ist Diakon und Seelsorger in den Pfarrgemeinden Schörfling, Weyregg und Steinbach am Attersee.
Warum tragen die Prämonstratenser-Chorherren – die Mönche des Stiftes Schlägl sind Prämonstratenser – ein weißes Ordensgewand? Das hat mit den weiß gekleideten Engeln zu tun, die am leeren Grab Jesu gesessen sind. Das erfährt man, wenn man auf Instagram oder Facebook auf den Social-Media-Auftritt des Stiftes Schlägl stößt. Dort erklärt der Chorherr Ewald Nathanael Donhoffer dem Novizen Frater David Haudum, dass ihr Ordensgründer Norbert von Xanten das so wollte. Wie die Engel sollen die Prämonstratenser gekleidet und wie die Engel sollen sie Auferstehungszeugen sein. „Engel, da schauen wir noch, aber Auferstehungszeugen auf jeden Fall“, resümiert der Novize. Natürlich muss man ob der Nähe zu den Engeln, in die die Chorherren gerückt werden, schmunzeln. Man kann gar nicht anders – aber das ist der Clou des kurzen, rund halbminütigen Videos: eine starke Botschaft, gewinnend verpackt. Stiftskapellmeister H. Ewald Nathanael Donhoffer, der auch Direktor des Konservatoriums für Kirchenmusik der Diözese Linz ist, gehört mit einigen seiner Mitbrüder zu den Initiatoren des Social-Media-Projekts.
„Wir wollten etwas tun, um den Menschen zu zeigen, wer wir sind, und dabei auch mögliche Interessenten für die Schlägler Gemeinschaft in den Blick nehmen“, umreißt er die Absicht, die mit dem Social-Media-Engagement verbunden ist. „Berufung läuft bei jungen Leuten über das Internet“, sagt H. Ewald und weist auf seine eigene Erfahrung hin. Nachdem er im Jahr 2013 in Graz Schlägler Chorherren kennengelernt hatte, schaute er als Erstes einmal auf die Homepage des Stiftes. Er betont, dass eine Reihe von Ordensgemeinschaften bereits viel früher die Bedeutung der sozialen Medien erkannt haben. Als Beispiele nennt er die Jesuiten und das Stift Heiligenkreuz. Im Wissen um die Bedeutung von Social Media haben die Schlägler Chorherren im Mai dieses Jahres mit ihrem Projekt begonnen. Nach einem professionellen halbtägigen Workshop, den sie mit einer Agentur aus Haslach gemacht haben, war es so weit. „Es ist ja keine Raketenwissenschaft“, meint H. Ewald.
Von Anfang an war das Echo sehr positiv. Gleich das erste Video hatte 81.000 Aufrufe. „Bei uns in Schlägl kannst dich einfach fallen lassen“, lautete die Botschaft. Ganz einfach, aber offensichtlich treffend. Gezeigt wurde eine Vertrauensübung, wie sie im Laufe der Schulzeit sicher jeder mehrmals mitgemacht hat: Man lässt sich nach hinten fallen und wird aufgefangen.
In den ersten Wochen zählten die Schlägler Chorherren an die 160.000 Aufrufe, während des Sommers sind sie aber gefallen. Aktuell stehen sie bei 2.900 Followern. Doch über die Nutzerzahlen macht sich H. Ewald keine Illusionen. Sie sind beachtlich, spielen aber bei Weitem nicht bei den führenden katholischen Influencern mit. Doch die Zielgruppe, die die Schlägler im Blick haben, erreichen sie ganz gut: 22 Prozent der Nutzer sind 18 bis 24 Jahre alt, 30 Prozent gehören der Altersgruppe der 25- bis 35-Jährigen an und 13 Prozent machen die 35- bis 44-Jährigen aus.
Besonders freuen die Chorherren aber die vielen persönlichen Rückmeldungen, wie etwa die des Schulamtsleiters Anton Birngruber, der meinte: „Eure Videos sind ein Hit im Religionsunterricht.“ Sechzig Videos haben die Schlägler in der Zwischenzeit produziert und online gestellt. Dabei helfen auch Harald Füchsl, der Marketingleiter, und Lisa Ortner, Marketingmitarbeiterin des Stiftes, mit. H. Ewald ist für diese professionelle Unterstützung sehr dankbar. „Wir bemühen uns, auch alle Kommentare persönlich zu beantworten.“
Die Videos sind im Wesentlichen alle ähnlich aufgebaut. „Als Aufhänger dient ein Schmäh, ein Einstieg mit Augenzwinkern, der offen und nicht moralisierend ist“, erläutert H. Ewald. „Dann wird etwas erklärt und es folgen zum Schluss zwei, drei Sätze mit geistlichem Inhalt.“ Die Chorherren mussten sich noch nie um der Reichweite willen verbiegen und die Themen sind ihnen auch noch nie ausgegangen. Zu einem Star der Beiträge hat es inzwischen eine Statue des Ordensgründers gebracht, die vor der Tür in die Klausur ihren angestammten Platz hat. Aber um das Ordensleben anschaulich zu machen, lässt sich der heilige Norbert gerne durch Gänge und Stiftshof tragen, fährt mit dem Leiterwagen oder geht in den Forst.
„Die Videos sind ein Weg der Willkommenskultur, eine Form zu sagen, dass wir offen sind“, meint H. Ewald. „Sie ermöglichen uns, immer und überall zu verkünden, wie es immer der Weg der Kirche war.“
Die Videos finden sich auf Facebook (unter: Prämonstratenser Stift Schlägl) und Instagram (unter:
opraem_stift_schlaegl).
Christian Landl ist Diakon und Seelsorger in den Pfarrgemeinden Schörfling, Weyregg und Steinbach am Attersee.
Turmeremitin Birgit Kubik berichtet über ihre Woche in der Türmerstube hoch oben im Mariendom Linz >>
Die KIRCHENZEITUNG bietet vielfältige Angebote für Pfarren:
Jetzt die KIRCHENZEITUNG 4 Wochen lang kostenlos kennen lernen. Abo endet automatisch. >>