Christian Landl ist Diakon und Seelsorger in den Pfarrgemeinden Schörfling, Weyregg und Steinbach am Attersee.
In jenen Tagen brachen die Israeliten vom Berg Hor auf und schlugen die Richtung zum Roten Meer ein, um Edom zu umgehen. Das Volk aber verlor auf dem Weg die Geduld, es lehnte sich gegen Gott und gegen Mose auf und sagte: Warum habt ihr uns aus Ägypten heraufgeführt? Etwa damit wir in der Wüste sterben? Es gibt weder Brot noch Wasser und es ekelt uns vor dieser elenden Nahrung. Da schickte der Herr Feuerschlangen unter das Volk. Sie bissen das Volk und viel Volk aus Israel starb.
Da kam das Volk zu Mose und sagte: Wir haben gesündigt, denn wir haben uns gegen den Herrn und gegen dich aufgelehnt. Bete zum Herrn, dass er uns von den Schlangen befreit!
Da betete Mose für das Volk.
Der Herr sprach zu Mose: Mach dir eine Feuerschlange und häng sie an einer Stange auf! Jeder, der gebissen wird, wird am Leben bleiben, wenn er sie ansieht.
Mose machte also eine Schlange aus Kupfer und hängte sie an einer Stange auf. Wenn nun jemand von einer Schlange gebissen wurde und zu der Kupferschlange aufblickte, blieb er am Leben.
Christus Jesus war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, Gott gleich zu sein, sondern er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich. Sein Leben war das eines Menschen; er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz.
Darum hat ihn Gott über alle erhöht und ihm den Namen verliehen, der größer ist als alle Namen, damit alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde ihr Knie beugen vor dem Namen Jesu und jeder Mund bekennt: „Jesus Christus ist der Herr“ – zur Ehre Gottes, des Vaters.
In jener Zeit sprach Jesus zu Nikodémus: Niemand ist in den Himmel hinaufgestiegen außer dem, der vom Himmel herabgestiegen ist: der Menschensohn. Und wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der glaubt, in ihm ewiges Leben hat.
Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird.
Lausche, mein Volk, meiner Weisung!
Neigt euer Ohr den Worten meines Mundes!
Ich öffne meinen Mund zu einem Spruch;
ich will Geheimnisse der Vorzeit verkünden.
Wenn Gott dreinschlug, fragten sie nach ihm,
kehrten um und suchten ihn.
Sie dachten daran, dass Gott ihr Fels ist
und Gott, der Höchste, ihr Erlöser.
Doch sie täuschten ihn mit ihrem Mund
und belogen ihn mit ihrer Zunge.
Ihr Herz hielt nicht fest zu ihm,
sie hielten seinem Bund nicht die Treue.
Doch er ist barmherzig,
vergab die Schuld und vernichtete nicht.
Denn er dachte daran, dass sie Fleisch sind,
nur ein Hauch, der vergeht und nicht wiederkehrt.
Vielerorts haben wir das Kreuz vor Augen: auf dem Kirchturm, im Kirchenraum, in der Wohnung, in öffentlichen Gebäuden, auf Straßen, Wegen und Berggipfeln, auf dem Friedhof. Menschen zeigen mit dem Kreuz ihr religiöses Bekenntnis oder betonen damit ihr kirchliches Amt, verwenden es als Schmuckstück oder als Andenken. So kann das Kreuz eine religiöse und kulturelle Stellungnahme sein, oft wird es aber auch zur bloßen Dekoration oder gar zur Machtdemonstration.
Am Ursprung des Christentums ist das Kreuz aber ein Ort der Erniedrigung und der Schwäche. Die Christen der ersten Jahrhunderte scheuten sich, Jesus am Kreuz darzustellen, viel lieber etwa als guten Hirten.
Heute wird Jesus Christus, auf dem unser Glaube begründet ist, überwiegend an diesem Ort der Erniedrigung in dieser Schwäche dargestellt. Unser Glaube ist keine Heldenerzählung, keine Siegerstory. Wenn das Evangelium vom himmlischen „Hinaufsteigen“ und „Herabsteigen“ spricht, so ist von einem die Rede, der aufs Kreuz hinaufsteigen musste und nicht herabsteigen konnte, von einem, der in der Schwäche endete.
Damit hätte für Jesu Freunde eigentlich alles aus sein können, aller Sinn, alles Zutrauen zum Leben, alle Hoffnung auf ein „Reich“, das er verkündete und versprach.
Und doch machten diese Freunde nach dem Horror des Kreuzes Erfahrungen, die nach dem Ende in Schwäche eine Wandlung versprachen. Von diesen Erfahrungen lebt unser Glaube bis heute. Mit ihm sehen wir das Kreuz nicht als Ort des Gerichts, sondern als Ort der Wandlung: der Gekreuzigte ist „nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird“.
Christian Landl ist Diakon und Seelsorger in den Pfarrgemeinden Schörfling, Weyregg und Steinbach am Attersee.