Wort zum Sonntag
Was bedeutet Ihnen persönlich die Faschingszeit?
Gert Smetanig: Ich liebe den Fasching aus mehreren Gründen. Ich kann jedes Jahr die Leute dazu motivieren, zu mir verkleidet in den Gottesdienst zu kommen. Die Ministranten sind alle verkleidet, die Lektoren, die Kommunionshelfer, die Mitfeiernden. Jeder, der kostümiert kommt, kriegt am Ende der Messe einen Faschingskrapfen überreicht.
Ich liebe es außerdem, die Faschingspredigt zu halten. Ich gehe dabei pointiert auf Geschehnisse in der Kirche oder Pfarrgemeinde ein. Heuer werde ich sicher was zum Zukunftsweg der Diözese bringen. Das Strukturmodell und die Bedingungen für die Leitung der Pfarre werden auf humoristische Weise vorkommen.
Humor schafft Distanz, man kann unbequeme Wahrheiten ansprechen. Versuchen Sie das auch im Fasching?
Smetanig: Ja, ich habe es einmal in der Faschingspredigt thematisiert, dass sich einige Gläubige immer nur ganz hinten in die Kirche setzen. Ich habe sie mit den Blumen und Gewächsen verglichen, die hinter einer Mauer wachsen und besser zur Geltung kommen würden, wenn sie mehr ins Zentrum rücken würden. Mit ein bisschen Schmäh geht es leichter, manche Dinge anzusprechen.
Als zaubernder Pfarrer stehen Sie wohl gerade im Fasching oft auf der Bühne?
Smetanig: Ja, gerade jetzt engagieren mich viele Vereine und Schule, weil Zaubern für sie zur Faschingszeit dazugehört. Einige Kinder verkleiden sich auch als Zauberer, dort wo ich auftrete. Das ist unter den Kinderkostümen immer noch stark verbreitet.
Ich sehe das Zaubern stark in Verbindung mit meinem Beruf. Kirche ist heute nicht mehr so in, da mag ich die Chance nutzen durchs Zaubern ein positives Bild von Kirche zu vermitteln.
Zaubern Sie auch im Gottesdienst?
Smetanig: Nicht jedes Mal. Ich setze das gezielt ein, sonst ist die Gefahr groß, dass es kein besonderer Reiz mehr ist.
Beim Ostergottesdienst letztes Jahr habe ich zum Beispiel ein Verwandlungszauberstück gezeigt, wo die Raupe zum Schmetterling wird.
Sind Sie selbst in der Messe am Faschingssonntag verkleidet?
Smetanig: Bei der Messe am Sonntag habe ich schon mein liturgisches Gewand an. Darunter trage ich jedoch was Buntes. Außerdem setzt ich bei der Predigt die Narrenkappe auf.
Was hebt Ihre Faschingsmesse neben der Faschingspredigt und den Verkleidungen von einem normalen Gottesdienst ab?
Smetanig: Ich gestalte die Gebete, die Bußgedanken und die Fürbitten auf den Fasching hin. Ich versuche, überall das Element der Freude einzuarbeiten, dass sich der Fasching wie ein roter Faden durch den Gottesdienst zieht.
Für manche Gläubige sind Gottesdienste eine sehr ernste Angelegenheit. Wieso plädieren Sie dafür, dass Humor und Glaube keine Gegensätze sind?
Smetanig: Viele meiner Kollegen feiern die Gottesdienste als wäre jeder Sonntag wie ein Karfreitag. Ich bin ein Gegner davon, dass ein Gottesdienst was Ernstes sein muss. Wenn wir zusammenkommen, erinnern wir uns an Jesus und an seine Auferstehung und dass er mitten unter uns ist. Muss man da traurig sein, muss da die Sprache so abgehoben sein, dass sie die Leute nicht verstehen? Ich finde, da muss in den Pfarrgemeinden noch viel geschehen. Wenn wir die Fröhlichkeit nicht feiern und ausstrahlen, dann sind wir nicht anziehend für andere. Ich kann das, was der neue Bischof von Klagenfurt gesagt hat, nur unterstreichen: ,Das Erkennungszeichen eines jeden Christen muss das Lachen und das Fröhliche sein.‘
Sind Sie ein Mensch, der gerne Witze erzählt?
Smetanig: Ja, ich lache gerne, und erzähle oft Witze, wenn ich z. B. beim Pfarrausflug mit den Leuten unterwegs bin. Insbesondere bei den Seniorengottesdiensten berichte ich, was Lustiges unter der Woche passiert ist.
Können Sie uns einen Witz erzählen?
Smetanig: Gerne. Zwei Jäger sind am Jagdstand. Sagt der eine zum anderen: ‚Siehst du da vorne diesen prächtigen Hirsch? Der kann sein Testament aufsetzen.‘ Er setzt das Gewehr an und schießt leider daneben. Der Hirsch galoppiert davon. Meint der andere Jäger: ‚Schau, der muss sicher vorher noch zum Anwalt.‘
Auf Ihrer Facebookseite sieht man, dass Sie vor Kurzem den Finanzminister bei einer Zaubershow zu Gast hatten. Wie kam es dazu?
Smetanig: Ich war vor Kurzem im Gymnasium Unterwaltersdorf und habe für die Schüler/innen eine Show gemacht. Knapp vor Beginn geht auf einmal die Türe auf und der Finanzminister Gernot Blümel, der ein Absolvent des Gymnasiums ist, kommt herein. Ich wusste vorher nichts davon. Da habe ich spontan ein paar 100-Euro-Scheine genommen und sie durch Zauberei vermehrt, bis zu einem Riesen-Stapel an Scheinen. Ich habe zum Finanzminister gesagt: ‚Sehen Sie, wenn Sie wollen, kann ich Ihnen auch in Zukunft helfen Geld herbeizuzaubern, damit das Budget für das nächste Jahr passt.‘ «
Gert Smetanig ist Pfarrer von Mauerkirchen und Burgkirchen sowie Dechant von Braunau. Als „Magic Priest“ tourt er seit vielen Jahren mit Zaubershows durchs Land.
Am Freitag, 21. Februar, um 18.30 Uhr ist Gert Smetanig zum Thema Fasching im ORF, Radio OÖ zu hören.
Genial und inspiriert
Gert Smetanig hat der KirchenZeitung einen Auszug seiner Faschingspredigt, die er am Sonntag, 23. Februar halten wird, zur Verfügung gestellt.
„Der Gottesdienst, so hört man klagen,
sei oft nur schwerlich zu ertragen.
Denn manches wäre schon seit Jahren
erstarrt und völlig eingefahren.
Doch hier bei uns hab ich entdeckt,
wie kreativ und aufgeweckt,
wie genial und inspiriert
man immer wieder ausprobiert,
den Gottesdiensten neues Leben
und wieder Pfiff und Schwung zu geben …
… Dynamik, Flexibilität –
das ist‘s, was man der Kirche rät.
Denn ihre Regeln seien starr
und auch bisweilen sehr bizarr ...“
Gert Smetanig
Wort zum Sonntag
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