Wort zum Sonntag
Er erzählt von seinen Aufgaben und dem Umgang mit dem allgegenwärtigen Krieg.
Seit dem Überfall Russlands am 24. Februar 2022 ist in der Ukraine nichts mehr so, wie es einmal war – auch nicht im Leben von Andrii Kityk. Der junge Priester wurde 2021 von Lemberg zum Doktoratsstudium nach Innsbruck geschickt, inzwischen lebt er in Linz als Seelsorger – kurzum als „Pfarrer“ – für die ukrainische griechisch-katholische Gemeinde von Oberösterreich, die durch den Krieg deutlich gewachsen ist.
Rund sechzig Leute besuchen den Sonntagsgottesdienst im Alten Dom. Sie kommen aus ganz Oberösterreich. Viele können aufgrund der Entfernung nicht jeden Sonntag kommen, erklärt er: „Aber jeder ist zu jederzeit willkommen.“ Besonders zu Ostern, das die griechisch-katholische Gemeinde Linz zur selben Zeit wie die römisch-katholische Kirche feiert.
Aber Andrii Kityk lädt auch ein zweites Mal zur Karwoche ein, und zwar nach dem orthodoxen Kalender seiner Heimat, wonach heuer der 5. Mai als Ostersonntag begangen wird. „Da werden mehr Leute als jetzt kommen“, ist der Priester überzeugt. Denn das zweite, spätere Osterfest schlägt eine Brücke nach Hause.
Pfarrer Andrii Kityk von der Seelsorgestelle „Heiliger Josaphat“ feiert jeden Sonntag um 10.30 Uhr die göttliche Liturgie. Anschließend ist immer Agape und für die Kinder Katechese, die von einer Katechistin gehalten wird. Sie stammt aus Kherson rund 600 Kilometer von Kiew, dem Zentrum der ukrainisch-katholischen Kirche entfernt und lebt – obwohl in derselben Kirche – ihren Glauben in teilweise anderen Bräuchen. „Ich bin dabei, eine gemeinsame Linzer Tradition zu gründen“, sagt Kityk.
Die Pfarre ist eine wichtige Säule der ukrainischen Gemeinschaft in Linz, aber nicht die einzige. Darüber hinaus gibt es seit neun Jahren schon eine Samstagsschule, wo ukrainische Sprache, Geschichte und Kultur gelehrt werden, und auch Kulturvereine. „Wir arbeiten zusammen und jeder macht, was er am besten kann“, betont der Pfarrer. So ist etwa das traditionelle Ostereiermalen Sache des Kulturvereins.
Zusammenzuhalten und einander zu helfen, ist in der aktuellen Situation der Ukraine das Um und Auf. Die Mitglieder der Pfarre unterstützen daher eine Schule mit 430 Kindern in der Stadt Kherson. Seit zwei Jahren müssen sie schon im Keller unterrichtet werden. Auch eine Wäscherei erhält Hilfe: „Wenn man immer wieder von Beschuss bedroht ist, ist es gar nicht einfach, seine Wäsche regelmäßig waschen zu können“, sagt Pfarrer Andrii.
Fragt man ihn, wann seiner Meinung nach Frieden kommen kann, wird er sehr nachdenklich: „Die Zukunft ist Geheimnis und Verantwortung. Die Zukunft hängt von dem ab, was wir heute im Namen Christi für das Gute tun.“
Er macht darauf aufmerksam, dass wirklich jeder und jede von den Ukrainer:innen – auch in Linz – vom Krieg betroffen ist. Der Krieg sei immer präsent: „Wir sprechen über ihn, aber wir sprechen die persönlichen Erfahrungen nicht an, wenn wir einander treffen. Dass wir als Gemeinschaft zusammenkommen, ist schon Teil der Aufarbeitung, wir verstehen uns auch ohne Worte.“ Die schmerzhaften Themen, die jede:r in sich trägt, sollen nur im vertrauten Kreis beredet werden, um das Leid nicht noch größer zu machen.
Je schneller der Krieg zu Ende geht, desto besser, weil die Menschen erschöpft sind, aber das geht nicht, ohne die Realität wahrzunehmen: das Leid und die Not des ukrainischen Volks, erklärt Pfarrer Andrii. Den Appell des Papstes, das ukrainische Volk möge die weiße Fahne hissen, hat er als nicht hilfreich empfunden.
Bevor Verhandlungen möglich sind, muss Putin die Existenzberechtigung der Ukraine erst einmal anerkennen. Darauf sollte der Papst bei Putin einwirken. Pfarrer Andrii erinnert auch an zwei Priester seiner Kirche, die von den Russen verschleppt wurden. Auch für sie sollte sich der Papst bei Putin einsetzen.
Was die Zukunft bringen wird? „Ich habe keine Antwort. Ich kann nur beistehen. Wir versuchen, bis zum Ende auf Golgota zu stehen. Ich glaube, wir werden aber die Auferstehung unseres Volks sehen“, hofft Kityk.
Do., 28.03 – Heiliger und Hoher Donnerstag
um 18:00 Uhr – Vesper mit Basilius-Liturgie
Fr., 29.03 – Heiliger und Hoher Freitag
um 09:00 Uhr – Orthros mit zwölf Passionsevangelien
um 13:00 Uhr – Große Königsstunden
um 18:00 Uhr – Vesper mit GRABLEGUNG CHRISTI
Sa., 30.03 – Heiliger und Hoher Sabbat
um 09:00 Uhr – Jerusalemer Orthros
um 16:00 Uhr – Vesper mit Basilius-Liturgie; Segnung der Osterspeisen
SO., 31.03 – HEILIGER UND HOHER OSTERSONNTAG.
AUFERSTEHUNG CHRISTI. PASCHA.
um 06:45 Uhr – Andacht beim Grab Christi; Prozession; Osterorthros
um 08:00 Uhr – Göttliche Liturgie des Hl. Johannes Chrysostomus,
Segnung der Osterspeisen, gemeinsame Agape
Mo., 01.04 – Ostermontag der Lichten Woche
um 10:30 Uhr – Göttliche Chrysostomus-Liturgie
Ostertotenandacht
Ostern 2024 nach dem julianischen Kalender
So., 28.04 – Palmsonntag: Hochfest des Einzugs des Herrn in Jerusalem
um 10:30 Uhr – Chrysostomus-Liturgie, Palmsegnung
Fr., 04.05 – Heiliger und Hoher Freitag
um 18:30 Uhr –Verehrung des Grabtuches Christi
Sa., 04.05 – Heiliger und Hoher Sabbat
um 18:30 Uhr – Vesper mit der Verehrung des Grabtuches Christi
So., 05.05 – HEILIGER UND HOHER OSTERSONNTAG.
AUFERSTEHUNG CHRISTI. PASCHA.
um 10:30 Uhr – Göttliche Liturgie des Hl. Johannes Chrysostomus,
Segnung der Osterspeisen, gemeinsame Agape
Wort zum Sonntag
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