Wort zum Sonntag
Diese Frage passt gut zum November, den wir mit dem Fest Allerheiligen beginnen. Ich freue mich immer auf diesen Monat, denn am 11. November, dem Gedenktag des hl. Martin von Tours, habe ich Namenstag.
Dieser Brauch ist eine katholische Tradition. In protestantisch geprägten Gegenden hat man als Gegenreaktion und als Ausdruck der Ablehnung der Heiligenverehrung den Geburtstag gefeiert.
Darauf haben die Katholiken etwas spöttisch reagiert: „Geburtstag hat jedes Kälbchen.“ Diese gegenseitigen Sticheleien zwischen den Konfessionen haben wir zum Glück überwunden.
Doch woher kommt die Heiligenverehrung? In den ersten christlichen Jahrhunderten genossen die Märtyrer und Märtyrerinnen ein hohes Ansehen. An ihren Grabstätten versammelten sich die Christ:innen zum Gebet, erinnerten sich an den Jahrestag ihres Todes, erbauten schließlich Kirchen über den Gräbern. Sie wurden wegen ihrer Glaubenstreue in Ehren gehalten.
Kindern gab man ihre Namen, um sich vom heidnischen Umfeld abzugrenzen. Ab dem 4./5. Jahrhundert wurde dieses ehrende Gedenken auch jenen zuteil, die nicht den Märtyrertod erlitten hatten, sondern die aufgrund ihres Lebens als Glaubensvorbild galten.
Einer der Ersten von ihnen war der hl. Martin. Wegen seiner Geste, den Mantel mit einem Bettler zu teilen, ist er bis heute ein Vorbild der Nächstenliebe. Von seinen Zeitgenossen wurde er als „anderer Christus“ bezeichnet. „Wer Martin begegnet ist“, so bezeugten viele nach seinem Tod, „hat etwas davon gespürt, wer Christus ist.“
Zur Zeit Martin Luthers wurde eine katholische Frömmigkeitspraxis gepflegt, in der Heilige fast wie Götter verehrt und ihren Reliquien quasi magische Kräfte zugeschrieben worden sind. Das hat er zu Recht kritisiert.
Die Verehrung von Heiligen darf uns nicht dazu verleiten, sie zu vergöttlichen oder Heiligkeit misszuverstehen im Sinne moralischer Unfehlbarkeit. Heilig sind sie, weil sie uns etwas von der Liebe Gottes vermitteln.
Ihre Verehrung erinnert uns an das letzte Ziel unseres Lebens: die bleibende Gemeinschaft mit Gott.
Wort zum Sonntag
Birgit Kubik, 268. Turmeremitin, berichtet von ihren Erfahrungen in der Türmerstube im Mariendom Linz. >>
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