Der Buddhismus ist mehr als eine kurzfristige Modeerscheinung in westlichen Ländern. Davon geht der Münchner evangelische Religionswissenschafter Michael von Brück aus.
Ausgabe: 2014/17, Brück, Buddhismus, Schlägl
22.04.2014 - Fellinger/KAP
Der Dalai Lama vor Kardinal Schönborn und dem Papst. So antworteten in der Karwoche 2012 die Österreicher/innen auf die Frage, wem von den Religionsvertreter/innen sie am ehesten vertrauen würden. Inzwischen hat sich das „Ranking“ verschoben haben: Papst vor Dalai Lama und Kardinal. Österreich war das erste Land Europas, das den Buddhismus 1983 staatlich anerkannte. Rund 20.000 Österreicher/innen bekennen sich als buddhistisch, doch das Interesse an dieser asiatischen Religion übersteigt die Zahl der Mitglieder weit.
Aufregung zum Thema „Buddhismus“ gab es in Oberösterreich genau vor einem Jahr in Zusammenhang mit der behördlichen Genehmigung zur Errichtung einer „Stupa“ im Grüngürtel am Linzer Freinberg. Seit August 2013 leuchtet deren vergoldete Spitze von dort aus gegen den Süden von Linz hin. Für die Katholisch-Theologische Privatuniversität Linz (KTU) war die Popularität des Buddhismus Anlass, nach den Gründen seiner Faszinationskraft zu fragen. Sie liegt wohl nicht in der Popularität des Dalai Lama allein, der selbst im öffentlich-rechtlichen Fernsehen respektvoll „Seine Heiligkeit“ tituliert wird, während sich die Kirchen einem äußerst kritischen Bick ausgesetzt erfahren. Am 11. April war der Münchner evangelische Buddhismus-Experte Prof. Michael von Brück zu Gast an der KTU in Linz. Das starke Interesse am Buddhismus zeige einen nachhaltigen religionskulturellen Wandel an, meint Brück, und rät, das Phänomen Buddhismus ernst zu nehmen. Galt das westliche Interesse bis ins 19. Jahrhundert vor allem den geistigen und philosophischen Lehren des Buddhismus, so interessierte man sich im 20. Jahrhundert hauptsächlich für die buddhistischen Meditationsformen und für Bewusstseinsschulung mit fernöstlicher Technik. Der Buddhismus – so Brück – könne heute alle Lebensbereiche des Menschen durchdringen. Er wäre in Einklang zu bringen mit unterschiedlichsten Kulturen und mit dem modernen Bild eines selbstbestimmten Menschen, der auf einem „meditativen Übungsweg sein Leben selbst gestalten kann“. Brück ließ sich selbst in Indien und Japan zum Zen- und Yoga-Lehrer ausbilden. Dialog Stift Schlägl. Das Verhältnis von Christentum und Buddhismus ist auch Thema beim „Dialog Stift Schlägl“ am Mittwoch, 24. September, ab 18 Uhr im Stift Schlägl.