Muttertag: ein unnötiges Überbleibsel aus Kindertagen?
Wenn Gedichte aufsagen peinlich wird – ist der Muttertag für Jugendliche dann überhaupt noch wichtig? Die 21-jährige Studentin Eva Englbrecht berichtet von ihren Erfahrungen.
Erinnerungen an den Muttertag, als ich klein war. So viele verschiedene Gedichte konnte es gar nicht geben, dass wir sie nicht alle gekannt und an dem ganz speziellen Tag aufgesagt hätten. Ein nettes Herz aus Papier dazu gebastelt und zusätzlich noch aus Papas Garten ein paar hübsche Blumen gepflückt. So oder so ähnlich haben wir doch alle früher den Muttertag gefeiert.
Doch was ist heute?
Was passiert mit dem Muttertag, wenn aus kleinen Kindern Teenager werden? Wollen Jugendliche manchmal den Muttertag abhaken, weil er ihnen lästig ist?
Keine kitschigen Gedichte
Meiner Erfahrung nach nicht! Auch in meiner Familie wird dieser Tag heute noch gefeiert. Mir, sowie vielen meiner Freunde, wurde mit der Zeit immer bewusster, worauf es an so einem Tag wirklich ankommt. Die kitschigen Gedichte sind verschwunden und die großen überschwänglichen Gesten mit ihnen. Anstelle dessen gibt es das traditionelle Frühstück am Bett oder einfach ein nettes Essen mit der ganzen Familie, bei dem die Mutter nicht zu kochen braucht und sich einfach einen schönen Tag macht. Natürlich gibt es Muttertage, an denen ein Teenager seiner Mutter eher ungern gratuliert. In der typischen jugendlichen „Trotzphase“ war es auch bei mir nicht immer leicht, danke zu sagen, aber gefeiert wurde an diesem Tag trotzdem. Auch wenn es manchmal für beide Seiten eine Überwindung war. Als ich jedoch älter wurde, wurde mir klar: Es sind die kleinen Dinge, die eine große Wirkung erzielen. Ein kleines Dankeschön für eine bestimmte Sache kostet einen oft mehr Überwindung, als ein Gedicht vor versammelter Mannschaft aufzusagen. Heute ist mir klar, für wie viele Dinge wir unseren Müttern dankbar sein können. Ich denke, gerade in der Schul- oder Studentenzeit ist es oft wichtig, zu Hause eine sichere Stütze zu wissen. Sich bewusst zu sein, dass man seine Flügel ausstrecken kann, und dennoch immer wieder zurückfliegen zu können. Doch nicht überall wird auch nach der Kindheit noch Muttertag gefeiert: „Wir haben irgendwann aufgehört zu feiern, weil wir uns lieber das ganze Jahr über zeigen, dass wir uns gerne haben, als an einem Tag ein großes Trara zu veranstalten“, sagt zum Beispiel die 19-jährige Theresa.
Wir sind dankbar!
Doch auch das zeigt, dass es wichtiger ist, einander mit kleinen Gesten zu zeigen, dass man sich wirklich viel bedeutet, als an einem Tag groß zu feiern und sich das restliche Jahr zu ignorieren. Wenn man mit Jugendlichen spricht, zeigt sich: Für sie wird ihre Mutter-Kind-Beziehung zwarnicht von diesem einen Tag bestimmt, er wird aber großteils trotzdem noch gern gefeiert. Also: Auch wenn wir es nicht immer so zeigen können, wir sind trotzdem sehr dankbar für alles, was ihr für uns tut, liebe Mütter!