Das ist das Großartige an der Fähigkeit zum Beileid: Dass man für eine Weile die Hoffnung eines anderen mitträgt – weil sie ihm schwer geworden ist. Ein Leitartikel von Matthäus Fellinger.
Je älter sie werden, desto mehr nehmen Menschen Todesanzeigen wahr – ob jemand dabei ist, den man gekannt hat. Das ist nicht oft der Fall, aber die schwarz gerahmten Anzeigen führen beständig vor Augen: Auch du bist sterblich. „Mein Beileid“ sagen Menschen, und „Meine Anteilnahme“ in Momenten, da ihnen nicht nach Reden zumute ist. Abnehmen kann man Leiden und Trauer einem Menschen nicht. Dabei sein kann man, Anteil nehmen an dem, was ein anderer zu tragen hat. Wenig scheint es, und ist doch viel. Das ist das Großartige an der Fähigkeit zum Beileid: Dass man für eine Weile die Hoffnung eines anderen mitträgt – weil sie ihm schwer geworden ist. Wer Anteil nimmt, legt seine eigene Zuversicht nicht ab. Seine Hoffnungsgründe tragen auch den Trauernden mit. Die Last des Einen, auf mehrere Schultern verteilt. So werden Menschen füreinander Mitträger der Zuversicht. Die Kirche bewegt sich auf Pfingsten zu. Es ist das Fest, in dem Gott – als „Beistand“ – seine „Anteilnahme“ am Leben der Menschen offen bekundet – nicht nur als „Beileid“ – sondern auch im Anteilnehmen an der Freude und am Hoffen der Menschen – und keine/r bleibt mit sich selbst allein.