Fahrscheinkontrolle in der Straßenbahn – eine haarige Angelegenheit. Ein Unter Uns von Ernst Gansinger.
Ausgabe: 2014/38, schwarzfahren, Kontrolle
16.09.2014
- Ernst Gansinger
Kaum verlässt die Straßenbahn die Haltestelle, werden einige zugestiegene unauffällige Fahrgäste auffällig: „Fahrscheinkontrolle“ heißt es ganz hinten, vorne und in der Mitte. Freundlich und leise durchkämmen die nun Auffälligen die Bim nach Schwarzfahrer/innen. In Linz kann es schon vorkommen, dass man solches Durchkämmen an einem Tag mehrmals erlebt. Öffentliche Leistungen brauchen Kontrolle. Das versteht jede/r ordentlich gekämmte Bürger/in. So bleibt die ganze Straßenbahn ruhig, wenn einmal der Kamm bei einem Fahrgast stecken bleibt, verhaart, nein verharrt. Findet ein Kontrollor ein Haar in der Suppe, weil ein Fahrgast seinen Fahrschein nicht findet, wird das ein teurer Spaß. Von Spaß war dem halbwüchsigen Buben nichts anzumerken. Er wird 11, vielleicht 13 Jahre alt sein. Aber gratis darf er deswegen natürlich auch nicht fahren. Die Amtshandlung dauert länger: Name?, Adresse? ,... der Finanzkämmerer will viel wissen. Die anderen Kämmerer haben ihre Arbeit in der Bim mittlerweile erledigt. Sie gesellen sich zum Amtshandelnden, bauen sich um den Buben auf. Er ist umzingelt. Geballte Autorität macht die Luft dünn. Mir tut der Bub leid: Genügt nicht ein Erwachsener, der straft? Braucht es das öffentliche Haarsträuben? – Diese Mächtigkeit ist zum Haare-Raufen!