Jetzt ist sie da, die Zeit, in der Traktoren ihre Spuren über die Felder ziehen, um die schönen Tage für die Aussaat zu nutzen.Ein Leitartikel von Matthäus Fellinger.
Ausgabe: 2015/16, Nächstenliebe
15.04.2015
Wo jetzt nicht bestellt wird, wird es nichts zu ernten geben. Lebensmittel wachsen nicht als Fertigprodukte. So ist es auch mit der Freude, dem wichtigsten Lebensmittel der Seele. Sie kommt nicht von selber. Man kann sie nicht einfach erzeugen, erst recht nicht kaufen. Es ist wie mit den Feldern. Den Boden kann man bereiten, das Saatkorn in die Erde legen, damit die Freude wachsen und groß werden kann. Doch mit den Feldern, auf denen die Freude wachsen soll, hat es eine besondere Bewandtnis: Man pflügt und besät nicht die eigenen Felder. Jeder bestellt das Feld seines Nachbarn, oder – frömmer formuliert: – seines Nächsten. Dort gedeiht sie am besten. Zeit ist es, den Boden für die Freude zu bestellen, damit die Felder des Nächsten nicht zugewachsen werden von den vielen Gründen für Pessimismus, der Angst oder des Neides. Es stimmt nicht, dass jeder nur seines Glückes Schmied wäre. Man ist es vor allem und am besten für das Glück seines Nächsten. Und schon mancher hat erst im Glück seines Nächsten auch sein eigenes Glück gefunden.