„Ich habe all die Jahre mehr bekommen als gegeben“
In der Katholischen Männerbewegung Oberösterreichs ist eine Ära zu Ende gegangen: Diözesanobmann Dr. Franz Gütlbauer hat nach 30 Jahren sein Amt an DI Bernhard Steiner übergeben.
Ausgabe: 2015/26, Gütlbauer, Steiner, KMB, sei so frei
23.06.2015
- Josef Wallner
Sein Einsatz gehört ins Buch der Rekorde: Vier Jahrzehnte war der Rechtsanwalt Franz Gütlbauer in der Diözesanleitung der Katholischen Männerbewegung (KMB) tätig, 30 Jahre davon als Obmann. Wenn er all die Jahre Revue passieren lässt, denkt er vor allem an den Einsatz der KMB für Toleranz in Kirche und Gesellschaft: „Was sind wir doch verteufelt worden, als wir das Thema Homosexualität aufgegriffen und uns für einen respektvollen Umgang mit homosexuellen Menschen eingesetzt haben.“ Aber brennenden Fragen auszuweichen war nie seine Sache. Schlussendlich hat sich das Engagement für Menschen, die anders sind, ausgezahlt, so Gütlbauer: „Gut und respektvoll miteinander umgehen, ist mir ganz wichtig – das geht weit über die Homosexualität hinaus. Ich denke, hier konnten wir in der Kirche Oberösterreichs und in unserer Gesellschaft Impulse setzen.“ Die Frage der Toleranz und Offenheit bleibt aus seiner Sicht für die KMB ein Dauerauftrag: ob es Flüchtlinge sind oder Menschen am Rand. Gütlbauer freut sich auch, dass er an der Weiterentwicklung von „Bruder in Not“ zur Aktion SEI SO FREI mitwirken konnte. SEI SO FREI hat sich in Oberösterreich einen Namen erarbeitet, der für eine qualitätsvolle Entwicklungszusammenarbeit steht. Was den Langzeit-Obmann ein wenig mit Stolz erfüllt: „Mit der Aktion SEI SO FREI ist es uns gelungen, dass Menschen mit uns gehen, die mit Kirche nichts am Hut haben.“ Hier wird er weiterhin seine Kontakte zur Wirtschaft und Politik einbringen, wie er auch die KMB im Gesamten nicht aufgibt: „Wo ich gebraucht werde, helfe ich mit.“
Für Weite und Offenheit
Die Tausenden ehrenamtlichen Stunden für die KMB hat Gütlbauer nie gezählt. Nur eine Zahl hat er im Kopf, weil sie ihm bedeutsam und für seinen Einsatz bezeichnend ist: An die 300 Männertage hat er gehalten. Das Zusammensein mit den Männern in den Pfarren ist für ihn bis heute das Zentrum seiner Arbeit. Sein Beruf als Rechtsanwalt führte ihn in die Welt der Wirtschaft und des Geldes: „Die Männer in den Pfarren haben mir geholfen, nicht abzuheben. Durch sie wurde mir immer vor Augen geführt, wie es dem überwiegenden Teil der Leute wirklich geht. Ich möchte meinen Männern dafür von Herzen danken. Ich habe all die Jahre mehr bekommen als gegeben.“ Es bedeutet Gütlbauer viel, Kirche in Gemeinschaft mit Menschen leben zu dürfen: „Sich gegenseitig zu bestärken, den Glauben zu leben – das ist der Beitrag der KMB, damit Kirche in Bewegung bleibt.“ Er vergisst aber nicht zu erwähnen, dass er von der Kirche des Zweiten Vatikanischen Konzils spricht: „Wir treten für eine christliche Weite und Offenheit in der Kirche ein. Denn ein Glaube, der das Leben einengt, hilft keinem Menschen.“