Kirchenaustritte, das weiß man spätestens seit dem Krisenjahr 1995, sind so etwas wie ein aktuelles Barometer, das empfindsam darauf reagiert, wie glaubwürdig Kirche in der Öffentlichkeit dasteht. In diesem Sinne sagen die Rückgänge in den Jahren 1996 und 1997 nur soviel aus, daß das Kirchenklima beruhigt werden konnte. Der Beginn des Dialogprozesses, die gelungene Wallfahrt der Vielfalt und die zeitweise Verlagerung der Aufmerksamkeit auf die unteren Ebenen (Pfarrgemeinderatswahlen) haben dazu beigetragen. Angesichts sinkender Austrittszahlen in den letzten zwei Jahren einen neuen Trend zu sehen, wäre falsch. Es gab eine aktuelle Entspannungsphase, der Trend der Loslösung von einer kirchlich gebundenen Religiosität aber hält an. Die Kirchenaustritte liegen immer noch um 50 % höher als vor 20 Jahren. Die rückläufige Kirchlichkeit zeigt sich auch an den Sonntagsmeßbesuchern, die von 1990 bis 1997 um mehr als ein Fünftel weniger geworden sind. Nur mehr ein Sechstel der Katholiken feiert regelmäßig die Sonntagsmesse mit. Starke Rückgänge gibt es auch bei den Taufen und bei den kirchlichen Trauungen, was nur teilweise mit geburtenschwächeren Jahrgängen erklärt werden kann. Bei den Wiedereintritten in die Kirche gibt es eine relativ konstante Größe rund um 3500 pro Jahr. Auch die Zahl der Firmungen blieb bei rund 65.000 konstant.