Der Vater der siebzehnjährigen M. N. aus dem Kosovo wurde Ende Februar von serbischen Sicherheitskräften getötet, als er versuchte, etwas über das Schicksal von Verwandten in Vojnik/Drenica herauszufinden. Im April wurde das Mädchen und ihre ältere Schwester von serbischen Polizisten bei einer Hausdurchsuchung massiv bedroht und eingeschüchtert.In der Folge wagten sich die Familienangehörigen nicht mehr auf die Straße, sie schliefen in Trainingsanzügen mit kleinem Reisegepäck neben dem Bett, um sofort flüchten zu können. Als in der Nacht in unmittelbarer Nähe eine Granate einschlug und aufgrund der Berichte, daß in den Kampfgebieten auch zahlreiche Frauen und Kinder albanischer Volkszugehörigkeit von den serbischen Polizei- und Militäreinheiten massakriert worden waren, trug die Mutter dem Mädchen auf, gemeinsam mit einer Nachbarsfamilie zu flüchten. Die Mutter selber wollte bei der Familie der älteren Schwester bleiben, die kleine Kinder hat. Sie trug der Tochter auf, zu Verwandten nach Österreich bzw. zu ihrem Bruder in Deutschland zu flüchten, damit wenigstens ihr Überleben gesichert ist.Dieses Mädchen wurde nach illegalem Grenzübertritt aufgegriffen und in Schubhaft genommen. Dort brachte sie ihren Asylantrag ein. Erst nach zahlreichen Interventionen ihrer engagierten Betreuerin wurde sie, nachdem eine Weisung des Innenministeriums ergangen war, nach mehreren Wochen freigelassen. Die Chancen, in Österreich Asyl zu erhalten, sind minimal. Das ist kein Einzelfall: die Hilfsorganisationen und die Asylkoordination wissen von vielen ähnlichen Schicksalen.