Die Kosovo-Konferenz in Paris und die dramatischen Kurdenproteste in Europa nach der Verhaftung des Chefs der kurdischen Arbeiterpartei (PKK) Abdullah Öcalan haben letzte Woche Europa erschüttert. Der Mord an einem schiitischen Geistlichen im Irak und die dort immer noch geführten Militäraktionen im Zusammenhang mit der Überwachung des südirakischen Schutzraumes finden da nur noch Platz in den Randspalten der Tagespresse.In Europa und vor den Toren Europas türmt sich ein gewaltiges Konfliktpotential auf. Der internationalen Diplomatie ist es trotz der bitteren Erfahrungen der letzten Jahre mit dem Bosnienkrieg nicht gelungen, die Situation in den Griff zu bekommen. Zu viele Beteiligte setzen auf Gewalt. Schuldige und Unschuldige sind bei all diesen Konflikten auf beiden Seiten zu finden. Der Ausgang der Kosovo-Konferenz war bei Redaktionsschluß noch offen. Ein Friede mit Zähneknirschen, dem nur unter Androhung von Gewalt zugestimmt wurde, ist ein gefährlicher Friede. Es ist höchstens ein erster Schritt, dem die schwierige und langfristige Arbeit des Aufbaus eines Friedensklimas folgen muß. Wie sähen Friedensverhandlungen aus, wenn an den Verhandlungstischen nicht die Konfliktführer, sondern die Opfer dieser Konflikte säßen ? Diese aber sitzen nicht an den Tischen, sie leben in Notunterkünften, warten auf das Ende des Winters. Für Europa sind angeblich diese das Problem – man spricht vom Flüchtlingsproblem. Verhandelt wird unter denen, die sie zu Flüchtlingen gemacht haben.