Zerbricht die Kirche? „Wer will, daß alles so bleibt wie es ist, der will nicht, daß es bleibt“, hat der Dichter Erich Fried einmal gesagt und damit eine Lebensweisheit in prägnante Worte gefaßt. Vielleicht ist die (katholische) Kirche deshalb schon 2000 Jahre alt geworden, weil sie sich immer wieder reformormiert hat. Momentan hat es zwar nicht den Anschein, daß sie das tut. Momentan scheinen die beharrenden Kräfte mehr Öffentlichkeitswirksamkeit zu haben. Aber wer in die Geschichte schaut, weiß daß Hubert Feichtlbauer ganz recht hat, wenn er in seinem neuen Buch „Zerbircht die Kirche?“ mehr als einmal feststellt: „Das kirchliche Lehramt hat sich im Lauf der Geschichte immer wieder korrigiert, das heißt, daß es sich vorher geirrt haben mußte.“ Das Buch handelt vom Streit über den Streit in der Kirche. Über Bremser, Vertuscher, Verschlepper, Verniedlicher. Über die Krise des Amtes und über die Hauptpunkte des Kirchenvolksbegehrens. Er zeigt aber auch Perspektiven auf und spricht davon, was wirklich die Aufgabe der Kirche ist - oder wäre: die Menschen in ihrer Sehnsucht nach dem Sinn des Lebens, nach immateriellen Werten, nach Gott ernst zu nehmen. Dazu muß sie aber glaubwürdig auftreten. Deshalb sind Strukturfragen wichtig.„Was heute verlangt und bisher nicht gewährt wurde, ist lächerlich geringfügig im Vergleich zu dem, was früher schon alles gelehrt und später verkehrt worden ist. Das ist, wenn man genauer darüber nachdenkt, kein Schock, sondern ein Trost“, meint Feichtlbauer. Eine Zuversicht, die er dem/r Leser/in tatsächlich mitgeben kann.Hubert Feichtlbauer: Zerbricht die Kirche? Antworten eines Zuversichtlichen. Kremayr und Scheriau. S 218,–.