Mit Gewalt geht es schon gar nicht. Das ist die Erfahrung des Heimwerkers, der eine angerostete Schraubenmutter zu lockern versucht. Da wird die Sache, die man eigentlich lösen wollte, erst recht kaputt gemacht. Mit sanftem Klopfen wäre mehr errreicht. Ein Leitartikel von Matthäus Fellinger
Ausgabe: 2015/42, Leitartikel, Fellinger, Gewalt, klopfen, Rom
13.10.2015 - Matthäus Fellinger
Festgefahren ist viel – politisch, in der Kirche – oft im persönlichen Miteinanderleben: ein lange schwelender Konflikt oder – noch schwieriger zu lösen – wenn die Sprachlosigkeit unter Menschen eingekehrt ist. Kein anderer Papst hat das Wort „Zärtlichkeit“ so oft in den Mund genommen wie es Franziskus tut. Es ist die Art, in der Menschen einander begegnen. Den Fürsprechern der Hammermethoden ist Zärtlichkeit fremd. Sie kennen nur das Jetzt oder Nie, das Ja oder Nein, Sieg oder Niederlage. In Rom sitzen sie zusammen – die Bischöfe der Welt, um über Grundfragen des Miteinanderlebens zu beraten. Das wäre Fortschritt: wenn es ihnen gelänge, nicht in einem Konflikt zwischen Festmauern und Dreinschlagen zu verharren. Mit spürbarer Zärtlichkeit könnten sie Wege ausloten, die Menschen bei dem, was den meisten doch so heilig ist, helfen können: ihr Leben mit ihren Liebesgeschichten. Ein sanftes Klopfen aus Rom. Wie lösend, erlösend, könnte es sein.