Teil 3 aus der Serie "Der Rosenkranz – eine Annäherung" von Barbara Haas.
Ausgabe: 2015/43, Rosenkranz
21.10.2015 - Barbara Haas
Der freudenreiche Rosenkranz wird am Montag und Samstag gebetet, der schmerzhafte Rosenkranz am Dienstag und Freitag, der glorreiche am Mittwoch und Sonntag – und am Donnerstag sollte der lichtreiche Rosenkranz gebetet werden. In der Advents- und Weihnachtszeit wird vor allem der freudenreiche, in der Fastenzeit der schmerzhafte und in der Osterzeit der glorreiche Rosenkranz gebetet. Als Sterberosenkranz wird meist der schmerzhafte Rosenkranz gebetet. So ist es festgelegt – aber wer macht das noch so?
Dazugehören
In meiner Heimatgemeinde ist es Brauch, den Sterberosenkranz in der Kirche zu beten. Es kommen unterschiedlich viele Menschen, vor allem Verwandte und Bekannte, Nachbarn und Freunde. Mit einem, der seine Kindheit im Dorf verbracht hat, gehe ich nach einem Sterberosenkranz ein Stück des Heimweges. Lange war er nicht mehr da, das Sterben des Großonkels ist der Grund für seinen Besuch. Er sagt zu mir: „Den Rosenkranz mag ich. Egal wie lange ich ihn nicht mehr gebetet habe, ich kann immer mitmachen. Ich bete nie allein, ich bete überhaupt nicht. Bei einem Rosenkranz, da betet einer vor mir, einer neben mir und einer hinter mir. Das ist schon ein gutes Gefühl, zu spüren, dass ich nicht allein bin. Ich mag die Melodie beim Rosenkranz beten. Wenn die Vorbeterin die Gesätzchen betet, fallen mir Ereignisse aus meiner Kindheit ein, das Ministrieren, Weihnachten und Ostern. Und ich denke an meine Oma, die hat immer Rosenkranz gebetet und sie hatte immer Zeit für mich.“
Auslaufmodell oder brauchbar?
Für meinen Begleiter ist der Rosenkranz einfach, nicht schwierig, vertraut, ruft Erinnerungen hervor, gibt Zeit, etwas Ruhe, verbindet Menschen im gemeinsamen Tun, im Beten. Der Mann weiß, was auf ihn zukommt, und kann mithalten, dabei sein, das Eigene beitragen. Alleine würde er den Rosenkranz nie beten, aber miteinander, das gibt ihm das Gefühl dazuzugehören. Auslaufmodell oder brauchbar? Was meinen Sie?
Barbara Haas ist Religionspädagogin und Leiterin des Bildungshauses, St. Michael in Matrei/Brenner.