Wie schön wäre das. Dass einem die Folgen all der Entscheidungen und Lösungen, die heute getroffen werden, ganz nahe vor Augen stünden. Ein Leitartikel von Matthäus Fellinger
Ausgabe: 2015/47, Fernsicht, Welt, Leitartikel
17.11.2015 - Matthäus Fellinger
Selten schöne Tage waren das zuletzt. Herrlich, diese Fernsicht. Zum Greifen nahe erschien, wovon der Kopf weiß: Weit ist der Weg dorthin.
Wie schön wäre es, wenn sich manchmal auch bezüglich der Zeit solch ein Fernsicht-Fenster auftäte: Dass einem die Folgen all der Entscheidungen und Lösungen, die heute getroffen werden, ganz nahe vor Augen stünden. Besser und zukunftsorientierter könnte man dann entscheiden – und jetzt schon erleben: Was heute riskant erscheint, kann zum Guten führen. Was einem zu schaffen macht, wird sich als Segen erweisen. Aber auch die Fehler und Versäumnisse stünden in ihren Folgen vor Augen.
Doch die Gegenwart bleibt undurchsichtig im Dunst der Umstände, diesem Gemisch aus vermeintlichen Rücksichtnahmen und Angst, aus Trägheit und fehlendem Mut.
So muss warten, was „eigentlich“ richtig erscheint. Später vielleicht.
Gibt es nicht viele Anzeichen, gute wie besorgniserregende, die dennoch in die Zukunft weisen? Die beste Fernsicht nützt nichts, wenn man die Augen verschließt – zugunsten einer bequemeren Gegenwart. Die Zukunft kommt, so sicher, wie die Berge hinter Dunst und Nebel stehen.