Das barocke Juwel inmitten der Loferer Steinberge zieht Pilger gleichsam an: Maria Kirchental. Neben der Stille bietet die Wallfahrtskirche auch Österreichs wertvollste Sammlung an Votivbildern.
In vielen Kurven führt aus dem Saalachtal bei St. Martin der Weg steil nach oben, direkt hinein in die karstigen Felsen der Loferer Steinberge. Bis sich völlig unerwartet ein kleines Hochtal öffnet. Mit jedem Schritt, dem sich der Pilger nähert, wächst die Überraschung: Der Blick öffnet sich auf die barocke Wallfahrtskirche. Maria Kirchental liegt eingebettet in die mächtige Gebirgskulisse, und gleichsam angezogen zieht es den Pilger hinein ins Gotteshaus.
Einladendes Klima
Locker, luftig und lebendig ist die Atmophäre in der Kirche. Sie lädt ein, nach 45 Minuten Fußmarsch durchzuatmen und die unzähligen Kurven des Lebensweges vor Gott ins Gespräch zu bringen. Denn seit der „Pinzgauer Dom“, rechtzeitig zum Jubiläum am 8. September, auch innen renoviert wurde, ist dieser nun frei vom Staub der 300 Jahre.
Extreme Feuchtigkeit, erklärt P. Anton Ringseisen, war Hauptursache für das bisher muffige Raumklima im Bau des barocken Stararchitekten Fischer von Erlach. Kondenswasser im Sommer und Eiskristalle im Winter waren das Resultat der Temperaturschwankungen im Inneren. Eine konstante Raumtemperatur von zehn Grad soll dem nun abhelfen. Um diese auf über 900 Meter Seehöhe auch zu erreichen, wurde eine eigene Hackschnitzelheizung gebaut. Der umweltfreundliche Effekt: Auch das bisher mit Strom beheizte Besinnungshaus wird jetzt mit nachwachsender Energie aus dem eigenen Kirchenwald beheizt.
Zeichen der Dankbarkeit
Doch die Feuchtigkeit hatte nicht nur den Marmor angegriffen, sondern sich auch zum schlimmsten Feind für die wertvollste Sammlung von Votivtafeln in Österreich entwickelt. „Manche der Bilder waren schon so mit Schimmel überzogen, dass kaum mehr etwas zu erkennen war. Unschätzbare Werte waren in Gefahr“, sagt P. Ringseisen. Der Herz-Jesu-Missionar hat in den letzten beiden Jahren die Renovierungsarbeiten maßgeblich koordiniert. Erstmals wurden dabei alle 1163 Votivbilder einzeln fotografiert. Die ersten 60 restaurierten Bilder wurden bereits hinter dem Hochaltar aufgehängt. Sie unterstreichen den typischen Charakter des Wallfahrtsortes: den Dank für erfahrene Hilfe.
Nach Abschluss der Restaurierungen sollen die weiteren 1100 Holzbilder im eigenen Museum zu sehen sein. Denn sie sind nicht nur „Zeugnis für den Glauben, sondern sie erzählen auch viele Details, wie die Menschen einst gelebt haben“, erklärt P. Ringseisen. Aufschluss geben sie auch über Maria Kirchental. Demnach war die Blüte der Wallfahrt im 18. Jahrhundert, als noch mehrere Priester gleichzeitig tätig waren. Und wie heute kam auch damals der Großteil der Gläubigen aus Salzburg, Tirol und dem bayerischen Chiemgau. Doch selbst aus der Gegend von Wien und München sind Votivbilder erhalten.
Jesus zeigt auf Stieglitz
Im Zentrum jedoch steht, wie auf allen Votivbildern zu sehen, die Mutter Gottes von Kirchental. Rupert Schmuck, dessen Nachfahre Franz heute Mesner der Kirche ist, brachte 1689 die für die Pfarrkirche von St. Martin nicht mehr zeitgemäße gotische Figur herauf in die Holzknechtkapelle im Kircher-Tal. Und wundersame Vorkommnisse um die Skulptur fanden rasch Verbreitung. Mit der Restaurierung des rund 500 Jahre alten Gnadenbildes erstrahlt auch der Vogel in der Hand des Jesuskindes in neuem Glanz. Nicht wie bisher verstanden auf eine Friedenstaube deutet er in seiner linken Hand, sondern auf einen Stieglitz, der auch Distelfink genannt wird. Der Herz-Jesu-Missionar Anton Ringseisen: „Jesus deutet auf den Vogel, als möchte er uns sagen: Seht, so bin ich. Auf eurem dornigen Weg picke ich euch die Früchte heraus, damit ihr das Leben findet, und ihr es in Fülle findet.“