„Die Messe endet nicht mit dem: Gehet hin in Frieden“
Seit 30 Jahren ist Peter Paul Kaspar Kirchenrektor der Ursulinenkirche an der Linzer Landstraße. Er hat ein bauliches Sorgenkind der Diözese zu einem Ort lebendiger Liturgie gemacht, der in der Stadt fehlen würde, wenn es ihn nicht gäbe.
Ausgabe: 2016/02, Messe, Frieden, Kaspar, Forum St. Severin, Messfeier
12.01.2016
- Josef Wallner
Die Ursulinenkirche und Peter Paul Kaspar – sie gehören einfach zusammen. Das spürt man aus der Begeisterung, mit der der heute 73-Jährige von den Anfängen seines Rektorats erzählt. Der barocke Raum ist zu seiner Kirche geworden. Nachdem er 1982 von Wien in die Diözese Linz gekommen war und im Jahr darauf Künstler- und Akademikerseelsorger wurde, vertraute man ihm auch die
Ursulinenkirche an. Am 1. Jänner 1986 hat er die erste Messe darin gefeiert – mit etwa 30 Besucher/innen. Es dauerte nur wenige Monate, dann war die Kirche Sonntag abends voll. So ist das all die Jahre bis heute geblieben. Was die Leute in die Ursulinenkirche zieht, beschreibt Peter Paul Kaspar so: Es ist eine Kerngemeinschaft derer, die gerne einen sorgfältig vorbereiteten Gottesdienst mitfeiern, die eine biblische Predigt hören möchten, die selber gerne mitbeten und mitsingen, aber auch Zeiten des Zuhörens möchten. Zuhören kann man gepflegter Musik: Motetten, Kantaten oder geistlichen Orgelwerken. Dafür stehen auch die notwendigen Instrumente zur Verfügung: zwei Orgeln, Cembalo und Klavier. Welch hohen Stellenwert die Musik in der Ursulinenkirche hat, zeigt sich an einer kleinen, aber bezeichnenden Geste: „Der Priester bleibt während der Schlussmusik sitzen. Erst wenn sie verklungen ist, verlässt er – in Stille – die Kirche.“
Die Gottesdienste in der Ursulinenkirche stehen nicht in Konkurrenz zu den Linzer Pfarrkirchen. „Von Anfang an habe ich darauf geachtet, nichts anzubieten, was die Pfarren auch machen“, erklärt der Kirchenrektor. So beginnt der Gottesdienst an Sonn- und Feiertagen um 20 Uhr, eine Zeit, zu der sonst in Linz keine Messe mehr anfängt. Auch feiert er keine Karwochenliturgie. Am Karfreitag lädt er aber zu einer Passionsaufführung, zu der zwischen 400 bis 500 Leute kommen. „Seit 30 Jahren haben wir noch nie eine Passion wiederholt, es waren sogar einige Uraufführungen dabei.“
Einmal im Monat ist in der Ursulinenkirche Severinsmesse, der Gottesdienst des Forum St. Severin/Katholischen Akademikerverbandes. Immer wieder hört PPK – wie Peter Paul Kaspar genannt wird – von Kirchenbesucher/innen, dass sie gerne kommen, aber als Pfarrgemeinderäte ebenso gerne in ihrer Heimatpfarre beim Gottesdienst sind.
Eine Besonderheit hat Peter Paul Kaspar all die 30 Jahr durchgehalten: „Ein Gottesdienst endet nicht mit dem: Gehet hin in Frieden, sondern – etwas salopp formuliert – mit einem Bier.“ Ihm ist wichtig, dass es nach jeder Messfeier die Möglichkeit zur Agape gibt. Zumeist geht er in den Klosterhof, aber er hat auch in der Sakristei eine kleine Küche eingerichtet. Gottesdienst und Begegnung gehören für ihn zusammen.