Über ihre vielfältigen Gedanken beim Brotschneiden erzählt Redakteurin Christine Grüll in einem Unter Uns.
Ausgabe: 2016/03
19.01.2016 - Christine Grüll
Es fällt erst auf, wenn es nicht da ist: das tägliche Brot. Es schmeckt zum Frühstück, zu Mittag und am Abend und ganz besonders zwischendurch. Alltäglich ist es trotzdem nicht.
Beim Brotschneiden fallen mir oft Geschichten rund ums Brot ein. Ich denke an die Arbeit, die im Brot steckt. An mehlige Bäcker, warme Backstuben und an freundliche Brotverkäuferinnen. Ich denke an den Mann, der früher auf der Fahrt ins Gai gerne in unserer Küche Pause machte. Die Geschichten, die er erzählte, hatten mit Krieg und mit einem Flugzeug zu tun. Unser Brot bringt der Pilot, war ich überzeugt. Auch wenn er gar keiner war. Oft denke ich an den Soldaten, der im Krieg war, und als er heimkam, hatte alles an Wert gewonnen, vor allem das Brot. Er hatte seinen Ehering für einen Laib eingetauscht. Die meisten Brotgeschichten, an die ich denke, sind trotzdem fröhliche. Wie die von der Ausstellungseröffnung, bei der sich die Gäste mehr über das gereichte Brot als die Bilder unterhielten. Seit Sonntag habe ich eine neue Brotgeschichte. Bischof Manfred wurde im Mariendom in sein Amt eingeführt. Bei der Agape auf dem Domplatz gab es Glühwein, Tee und Brotscheiben. Beim Gedanken an die vielen, zufrieden kauenden Menschen fällt mir ein: Zeit für die Jause!